Wer bei St.-Peter-Ording an angestaubte Pensionen und ältliche Hotels denkt, wird überrascht sein zu hören, dass der Kurort an der Nordsee in den letzten Jahren ein kleines Revival erlebt hat. So heißt der Ort, der für seine am breiten Strand stehenden Pfahlbauten bekannt ist, seit Neustem SPO und wird als cooler Surfer-Spot gehandelt. Zugegeben, für die Surfer war SPO schon immer ein beliebter Treffpunkt. Mit dem Wohnmobil am Strand stehen und von hier das Brett in die Wellen tragen. Genial! Und danach den Surfer-Lifestyle vor dem Bulli auf Klappstühlen und Einweg-Grill genießen.
Mittlerweile sind viele Surfer älter geworden, haben Ansprüche und Kinder. Zudem gilt der Lebensstil des entspannten am-Strand-Abhängens als trendy. Kein Wunder also, dass sich das Beachmotel in St.-Peter-Ording zu einer beliebten Urlaubsdestination entwickelt hat. Den neuenglischen Strandhotels nachempfunden, steht das Beachmotel ganz lässig in grau und weiß gekleidet, mit luftigen Balkons und freundlicher Holzverkleidung gleich hinterm Deich. Bereits im Eingangsbereich wird klar, was hier der Tenor ist: Coole Entspanntheit und Hang-Ten-Feeling. In allen Ecken stehen Surfbretter, hängen Bilder von Wellenreitern oder Sinn-Sprüche der Meer-Liebhaber. Wer an der Rezeption warten muss, kann sich zur Begrüßung ein kleines Gläschen Eistee zapfen – aber nur eins, schließlich wollen andere Gäste auch noch was. Damit auch die kürzeren Gäste an den Willkommenstrunk herankommen, gibt es extra einen Tritt. Nett.
Überhaupt gibt es viele nette Kleinigkeiten im Beachmotel. Dazu gehört der große Schrank mit Gesellschaftsspielen in einem der Lounge-Bereiche, der verrückte Hai-Kopf über dem Kaminsims in der anderen Ecke, portable CD-Player samt Kopfhörern zum Ausleihen oder das große Grabbelglas mit Aufklebern.
Es gibt auch ein keines Mini-Kino und einen Spielraum mit Tischkicker & Co. Wer sich entspannen will, kann Wellness-Angebote wie Sauna oder auch diverse Anwendungen dazu buchen.
Die eher hochpreisigen Zimmer („Basic“ ab 85 Euro/Nacht ohne Frühstück) sind gemütlich eingerichtet und ebenfalls mit netten Extras ausgestattet. So liegt in jedem Zimmer ein Tablet, wo aktuelle Informationen erscheinen oder der Gast eine Anwendung buchen kann. Doof nur, wenn das Gerät mitten in der Nacht anspringt und das gesamte Zimmer in ein bläuliches Licht taucht. Die Ablagemöglichkeiten waren etwas begrenzt – aber das ist in Hotelzimmern ja oft der Fall. Lustig fand ich die amerikanischen Türknäufe an der Badezimmertür – konsequente Umsetzung des Design-Prinzips. Zum Glück entspricht die Klospülung deutschen Normmaßen. Sonst hätte es bestimmt die ein oder andere Nachfrage an der Rezeption gegeben. Das Surfer-Motto findet sich auch auf der Bettwäsche wider. Auf den Kopfkissen prangte das Motto „Home is where the waves are“. Hinter dem Bett dominierte eine riesige Fototapete die Wand – auch hier Surfer in ihrem Element.
Im Gegensatz zu anderen Besuchern, die über ihren Aufenthalt geschrieben haben, fand ich die Werbung der Partner des Hotels nicht zu dominant. Im Gegenteil: Die entsprechenden Suiten sind originell designt und eingerichtet und bieten so eine echte alternative zum Hotel-Zimmer-Einerlei. Der zukünftige Bewohner muss allerdings dafür auch etwas tiefer in die Tasche greifen (ab 155 Euro/Nacht ohne Frühstück).
Wer es etwas günstiger will, aber die Annehmlichkeiten des Beachmotels nutzen will, kann übrigens auch mit dem Bulli kommen. Sieben Stellplätze (für 20 Euro/Nacht) inklusive Strom und eigenem Sanitär- beziehungsweise Trockenraum für den Neoprenanzug stehen auf dem Geländer für Luxus-Surfer bereit.
Die können dann auch morgens zum Frühstück ins Haupthaus kommen (Buffet kostet 12 Euro/Person). Leider ist der Essensraum in der Frühstückszeit stark überkaufen. Kein Wunder, eine Alternative gibt es auch in dem fußläufig zu erreichenden St-Peter-Dorf auch nicht wirklich. Trotzdem sind Plätze Mangelware. Insbesondere in der Stoßzeit – also ab 8:30 Uhr – muss man sich einfach irgendwo mit an den Tisch setzen. Und nach guter deutscher Pool-Manier die Jacke über den Stuhl hängen, wenn man zum Buffet geht. Sonst ist der Platz nämlich auch weg. Schade, da bleibt vom lockeren Surfer-Flair leider nicht mehr viel übrig.
Abends wird der Frühstücksraum zur Cocktail- und Gesellschaftsspielzone. Ab 18 Uhr servieren nette junge Männer leckere Mixgetränke. Hier können Gäste einfach die Zeit bis zum Abendessen – hierfür muss man im angegliederten Restaurant Dii:ke reservieren – überbrücken oder Kleinigkeiten zum Essen bestellen und den Rest des Abends hierverbringen. Je später der Abend, desto voller die „Old Night Owl“. Dann sitzen an vielen Tische Grüppchen jüngerer und älterer Surfer*innen und spielen Gesellschaftsspiele – bezaubernd!
Auch beim Dii:ke haben sich die Designer ein nettes Detail einfallen lassen: Der Boden im vorderen Bereich des Restaurants besteht aus Sand. So können die Gäste im Sommer ganz entspannt mit den Zehen im Sand wühlen, während sie essen. Zur Auswahl steht Vielerlei – von Pizza und Pasta über leckere Bowls und Fischgerichte. Nicht so gut hat mit das 4-Gänge-Menü gefallen, das ich gebucht hatten und am Anreisetag zu uns nehmen mussten. Sie waren leider zu fade, zu salzig und entsprachen meinen Erwartungen an ein Candlelight-Dinner nicht wirklich. Bedeutend besser schmeckten mir die Gerichte à la Carte, die wir am nächsten Abend zu uns nahmen.
Übrigens sind Hunde im Beachmotel auch erlaubt. Für sie lassen sich auch sogenannte Add-Ons dazu buchen wie Hundekuchen Box in S oder L.
Wer also auf ein stylisches Vintage-Hotel im Surfer-Look und mit rund-um-Betreuung steht und bereit ist für den In-Faktor zu zahlen, der ist im Beachmotel St.-Peter-Ording genau richtig aufgehoben.