Die Sonne scheint. Das ist gut, denke ich. Der Wind weht mäßig. „Das ist schlecht“, sagt Jacob. Denn gerade beim Trendsport Stand-Up Paddeling – kurz SUP – ist das, was für andere Wassersportarten notwendig ist, ein Hindernis. Beim SUP stellt sich der Paddler auf ein relativ langes und breites Brett. Als Fortbewegungsmittel dient ein mannshohes Paddel – dabei gilt es, nicht vom Brett zu fallen.
So einfach wie es klingt, ist es auch – und eben nicht. Jacob, Surf- und Kite-Lehrer am Tatort Hawaii in Stein (Schleswig-Holstein), erklärt mir kurz wie ich mich aufs SUP-Board stellen soll: mittig in leichtem Ausfallschritt. Das Paddel wird auf die Höhe meines ausgestreckten Armes eingestellt. Ich ziehe mich um. Den Neopren brauche ich eigentlich nicht – Badeshorts und schnelltrocknendes T-Shirt würden reichen. Aber ich bin eine Frostbeule und das Wasser der Ostsee hat bestimmt nicht mehr als 14 Grad.
Für Paddler ist die Gegend vor Stein und Laboe ideal geeignet. Das Meer hat durchgängig Stehhöhe. Wer also die Balance nicht halten kann und vom Brett fällt, ist schnell wieder oben. Das Brett, das ich unterm Arm zum Strand tragen muss, ist ganz schön schwer. Schon jetzt merke ich, dass die großvolumigen SUP-Boards nichts für windige Tage sind – der Wind drückt gegen das Brett wie in ein Segel. Ich bin froh, es nach wenigen Schritten ins Wasser gleiten lassen zu können. Doch die Freude währt nur kurz. Schnell stelle ich fest, dass Jacobs Befürchtung richtig ist: zu viel Wind.
Nachdem ich mehr recht als schlecht auf dem Brett stehe, versuche ich, Jacobs Tipps zu beherzigen: Paddel schräg nach vorne halten, oben am querlaufenden Griff und am Schaumstoff in der Mitte festhalten, vom Rumpf des Brettes bis kurz hinter meinen eigenen Körper durchziehen. Das Brett eiert. Es dreht die Nase nach rechts und links, aber von der Stelle komme ich kaum. „Wenn man erst in Fahrt ist, verdreht das Brett auch nicht mehr so stark“, sagt Jacob. Aber bei Gegenwind in Fahrt zu kommen, ist kaum möglich. Ich versuche es mit mehr Körpereinsatz – und falle ins Wasser. Balance verloren. Elegant sieht anders aus. Ich übe das richtige Paddeln noch ein paar Mal, aber der Erfolg des Dahingleitens stellt sich nur kurzfristig ein, als der Wind für ein paar Minuten abflaut. Ich merke zudem meine Arme.
„SUP ist der ideale Ausgleichssport“, schwärmt Jacob, der souverän auf seinem Brett steht und meine Versuche nicht kommentiert. „Auf dem Board werden eigentlich alle Muskeln trainiert – von den Schultern bis zu den Beinen. Und die Balance noch dazu.“ Und es gibt keine Altersbeschränkung. Jeder, das auf dem Brett stehen bleibt, kann paddeln. Vielleicht ist das der Grund, warum das SUP immer mehr zum Trendsport wird. Mittlerweile können Touristen sogar in Hamburg oder Berlin sogar SUP-Städtetourten buchen.
Jacob hat schließlich ein Einsehen mit mir. Wir drehen um. Besser: Ich versuche die Wende, wie Jacob sie mir erklärt hat. Nach hinten aufs Brett rutschen, der Rumpf geht hoch, jetzt ist der Wendepunkt kleiner und ich kann das Board besser drehen. Geschafft. Zurück auf meine Standposition komme ich dann aber nicht. Platsch! Wieder auf dem Brett und mit Wind im Rücken, habe ich dann endlich meinen Zen-Augenblick. Ich paddele gleichmäßig, gleite dahin, genieße die Aussicht auf den Strand zur einen und die Segelboote auf der Außenförde auf der anderen Seite. So habe ich mir das vorgestellt. Leider kommt die Steiner Mole schnell näher. Wir steigen ab und tragen das Brett zurück zum Schuppen. „Es ist immer besser, gegen den Wind zu starten und dann mit dem Wind im Rücken nach Hause zu fahren“, rät Jacob. Doch heute war der Wind für mich als Anfänger zu stark. Aber ich komme bestimmt bei Flaute wieder. Dann finde ich vielleicht noch mehr Zen.
Übrigens: Auch für Kinder ist das SUP eine tolle Angelegenheit. Ob als Badeinsel, zum drauf toben oder um der Hektik des Strandes zu entkommen – das SUP am Strand ist immer eine gute Idee. Mittlerweile gibt es sogar Kinder-SUPs. Ob diese nun extra angeschafft werden müssen, ist zweifelhaft. Da die meisten Paddel in der Länge verstellbar sind, wird auch ein Kind gut mit dem Sportgerät klarkommen.