Durch Zufall bin ich vor einigen Jahren auf das Veluwemeer als Surfrevier gestoßen. Vor allem für Anfänger sah das künstlich geschaffene Meer – das eigentlich eher ein Binnensee ist – ideal aus: Flach, ruhig, nahe am Ufer und trotzdem mit relativ guten Windverhältnissen. Also suchten wir uns einen Campingplatz mit Surfschule, buchten einen Platz und fuhren 13 Stunden lang Richtung Südwesten.
Wir hatten Glück. Der uns zugewiesene Platz lag nicht nur inmitten einer Kolonie von deutschen Dauercampern, die uns sofort fürsorglich in ihrer Mitte aufnahmen. Er lag auch nur ein paar Reihen vom Strand entfernt, sodass wir unsere Surfbretter und -riggs nur ein paar Meter Richtung Wasser tragen konnten. Jedoch: Es fehlte der Wind. Nicht nur am ersten Tag, sondern so gut wie an jedem Tag unseres Urlaubs… Kaum mehr als drei Knoten zeigte der Windanzeiger am Strand. Trotzdem – fast verzweifelt – bauten wir ein paar Mal unser Material auf und trugen es zum Wasser. Zumeist am Abend ließen sich ein paar Manöver auf dem stehtiefen Wasser üben.
Auch wenn wir eigentlich zum Surfen ans Veluwemeer gefahren waren – zum Glück gab es Alternativen. Nach dem Frühstücken, Abwaschen und was man auf einem Campingplatz sonst noch so erledigen muss, nahmen wir unsere Beach-Bad und gingen zum Strand. Hier ließ es sich hervorragend abhängen. Da es erst am Nachmittag voller wurde, haben wir ein kleines Familien-Boule-Tunier veranstaltet. Das SUP hatten wir zum Glück auch mitgenommen, sodass zumindest dieses Wassersportgerät permanent in Gebrauch war.
An einem regnerischen Tag fuhren wir nach Amsterdam ins Nemo Science Museum und unternahmen einen Ausflug nach Elburg (siehe „Flaute Tipps“). Außerdem gab es auf dem Gelände des Parks – der übrigens ein riesiges Gelände umfasst, das zum Großteil aus Ferienhäusern besteht – ein kleines Schwimmbad, das wir ebenfalls für ein paar Stunden buchten.
Außerdem haben wir unheimliches Glück mit unseren Nachbarn. Wir wurden zum Grillen und abendlichen Wein-trinken eingeladen; da wir die Abwaschschüssel vergessen hatten, wurde uns umgehend eine geliehen (Danke, Jenny!) und alle standen uns stets mit Rat und Tat zur Seite. Das begann schon bei dem versuch, den Wohnwagen auf den uns zugewiesenen Platz zu stellen. Es endete damit, dass wir den Wohnwagen abhängten und drei starke Camping-Profis uns beim Schieben halten. So gelangte der Wagen nach diversen vergeblichen Versuchen unsererseits endlich dorthin, wo wir ihn haben wollten.
An einem Nachmittag nahm uns Dietmar auf seinem Motorboot mit. Er schoss mit uns über das Veluwemeer nach Harderwijk, ehemalige Hansestadt und mit seinen vielen historischen Bauwerken sehr reizvoll. Die Kinder durften sogar fahren – für sie ein Highlight des Urlaubs. Wir sahen die Stadt nur vom Wasser aus, aber das gefiel mir recht gut: Schick zurecht gemachte Bootshäuser und moderne Ferienwohnungen säumen die Ufer und Grachten; viele Klappenbrücken führen über die Wasserstraßen und eine Mühle sogar für ein „typisch holländisches“ Flair.
Es ist erstaunlich, wie schnell fünf Tage vergehen – sogar wenn man nicht surfen kann. Wir haben mit entspanntem Herumliegen und Lesen am Strand unsere Urlaubstage aufgebraucht. Die Surfschüler hier im Droomsparken hatte die Flaute übrigens nicht gestört – sie waren trotzdem auf dem Wasser und haben fleißig versucht, die Segel auf dem Wasser zu ziehen.
Historisches Wissen
Im Veluwemeer fließt heutzutage Süßwasser. Ursprünglich lag an dieser Stelle jedoch eine riesige Meeresbucht, die Zuiderzee. Durch einen 1932 errichteten Damm von der Nordsee abgeschnitten, entstand das Ijsselmeer, das Makermeer und, durch die mit dem Dammbau zusammenhängende Landgewinnung, die darin liegende Insel Flevoland. Südlich von dieser Insel liegt flache Gewässer – das Ketelmeer im Osten, das Veluwemeer im Süden und das Gooimeer im Westen.
3 Flaute-Tipps
Tipp 1:
Wenn kein Wind weht, eignet sich das fast ausschließlich brusttiefe, ruhige Wasser hervorragend für SUP-Touren. Ich starte an unserem Campingplatz DRoomsparken und paddele Richtung Osten, um mir die Campingplätze „Camping de Oute Pol“, das Europarks Resort und „Camping Polsmaten“ anzusehen. Gut eine Stunde brauche ich bis zur kleinen (Fahrrad-)Fähre, die Nunspeed mit Biddinghuitzen verbindet.
Schön ist auch die Tour von unserem Campingplatz um die (künstliche) Insel Pierland herum. Vom Wasser aus gesehen sieht sie aus wie ein kleines Naturparadies, an dessen Ufer Wasservögel brüten. Tatsächlich komme ich der Insel etwas nahe und werden von einem Schwanen-Papa vertrieben.
Tipp 2:
Auch wenn der Untergrund stellenweise etwas ecklig-schleimig ist, eignet sich das Veluwemeer auch gut zum Schnorcheln. Etwas abseits der Ufer – gut mit dem SUP erreichbar – ist der Boden schön sandig und man kann gut nach gut nach Muscheln tauchen. Du könntest zum Beispiel eine Challenge daraus machen: Wer findet die meisten heilen oder zusammenhängenden Schalen der Sandklatt- oder Teichmuschel.
Tipp 3:
Leider hatten wir keine Fahrräder dabei und sind daher mit dem Auto nach Elburg gefahren. Die mittelalterliche Stadt eignet sich aber hervorragend, um sie mit dem Fahrrad zu besuchen. Am besten geht das, indem man die Fähre aufs Östliche Flevoland („Oostlijk Flevoland“) nimmt und hier den Radweg entlang des Ufers nimmt. Er führ direkt nach Elburg.
Früher lag Elburg am Zuiderzee. Die Fischerstadt war Teil der Hanse und ist heute vor allem wegen ihrer gut erhaltenen mittelalterlichen Architektur ein beliebtes Ausflugsziel. Wir können die Fischbrötchen am Hafen empfehlen, einen Spaziergang durch das historische Tor namens „Vischpoort“, den Besuch der Festung aus dem 14. Jahrhundert und einem Spaziergang durch die fast unveränderten Gassen. (Hier mehr lesen.)
Historische Stadtmauer der alte Fischerhafen in Elburg Elburger „Fischertor“