Ich muss zugeben: Früher waren mir Seegraswiesen unter Wasser immer unheimlich: Da wurde es plötzlich dunkel am Meeresgrund und ich hatte Angst vor dem, was dort wohnen und mich in den Zeh beißen könnte.
Seit ich schnorchele, sehe ich die Wiesen etwas anders. Vor allem bei sonnigem Sommerwetter, wenn die Strahlen bis auf den Meeresboden scheinen, und die wogenden Gräser gemächlich zu winken scheinen, haben die Seegraswiesen etwas Mystisches, Geheimnisvolles, Einladendes an sich. Hier verstecken sich Strandkrabben, kleinere Fische und auch Seesterne. Der Fischnachwuchs läuft hier nicht Gefahr, von der Strömung weggetragen zu werden. Deshalb kommen Fischmütter zur Eiablage hierher.
Gefressen wird Seegras nicht. Nur in der Nordsee dient es Ringelgänsen und Pfeifenten auf ihrem Weg aus den sibirischen Brutgebieten in ihre Winterquartiere als Futterstation. Es dient dazu, das Meer mit Sauerstoff zu versorgen – und hier kommt der Umweltschutz ins Spiel. Durch die Überdüngung der Meere werden immer mehr Seegraswiesen mit Mikroalgen überwuchert, verfilzen und sterben ab. Weniger Seegras bedeutet, weniger Sauerstoff. Weniger Sauerstoff bedeutet weniger Fische. Weniger Seegraswiesen bedeuten aber auch weniger Küstenschutz, weil – ähnlich wie das Dünengras – das Seegras den Sand am Meeresboden hält.
Wenn ich jetzt Schnorcheln gehe, halte ich mich meistens an den Buhnen oder über Seegraswiesen auf. Denn es gibt nichts witzigeres, als einer Strandkrabbe bei ihrem Lauf über den Meeresboden in Richtung Wiese zu beobachten – und sie vielleicht ein wenig zu erschrecken…
Ein interessantes Datenblatt zum Seegras findest du bei der Schutzstation Wattenmeer.