Road Tripp Südfrankreich: In 7 Tagen von der Rhone an die Pyrenäen

Ich liebe die Mittelmeerküste Frankreichs. Wir haben dort viele Urlaube verbracht – mit und ohne Wohnmobil, mit und ohne Zeit. Im folgenden Blogbeitrag schlage ich euch eine Reiseroute vor, die euch in einer Woche an der Küste entlang an die schönsten Orte der Region mit Wassernähe führt. Vielleicht entdeckt ihr ja Orte, die nicht – oder nicht so – kennt.

Google Earth
Von Villeneuve nach Montpellier, Sète, Beziers und Narbonne, Perpignan, Collioure und Banyuls. (Quelle: Google Earth)

Tag 1: Start in Villeneuve-lez-Avignon

Besucher des Departement Gard lassen die charmante Kleinstadt Villeneuve-lés-Avignon jenseits der Rhône oft links liegen. Dabei gibt es hier viel Kulturhistorisches zu entdecken. Wie eine große gemütliche Erdkröte hockt das mächtige Fort Saint-André auf dem Hügel oberhalb des Ortes – gegenüber der ewig dominanten Schwester Avignon – und zeigt den Weg. Ein Bummel durch die Altstadt lohnt sich: Charmante Restaurants in Hinterhöfen, traditionelle Bäckereien und von Platanen beschattete Gassen machen den Bummel kurzweilig. Ein Blick auf oder in die Stiftskirche Saint-Pons mit ihrem viereckige Turm und dem bunt umrahmten Eingangsportal. Sie stammt aus dem 14. Jahrhundert – ist ein Beispiel für südgotische Architektur – und gilt als einer der ersten Kirchen, die nach einem einschiffigen Grundriss gebaut wurde. Als Highlight der Stadt empfand ich das unterhalb des Forts versteckte, aufwändig renovierte Kartäuserkloster Val des Bénédiction mit seinen Gärten, Kapellen, Kartäuser-Zimmern (Kartäuser genannt), Innenhöfen und Kreuzgängen. Heute ist die Klosteranlage nicht nur Museum, sondern auch ein Kulturzentrum von internationaler Bedeutung. Die Kartausen stehen Autoren für Arbeitsaufenthalte zur Verfügung; es gibt zudem ein vielfältiges kulturelles Sommerprogramm. Kurz vor dem Ausgang lässt sich im ehemaligen Kreuzgang des späteren Papstes Innozenz VI. eine nicht mehr funktionstüchtige barocke Brunnenrotunde; hier sind auch die Toiletten und in einem Café werden Kleinigkeiten und Getränke angeboten. 

  • Villeneuve-lès-Avignons Innenstadt besticht mit charmanten Gassen in südfranzösischem Stil.

Tag 2: Montpellier

Lange Zeit hatte ich Montpellier gar nicht auf dem Schirm. Erst kürzlich machte ich hier einen Stopp – und war schockverliebt! Was für eine entspannte und gleichzeitig lebendige Stadt! Es gibt zahlreiche Café und Restaurant, die vor allem draußen kühle Getränke und südfranzösische Gerichte servieren. Sogar in den schmalsten Gassen finden noch Bistrotische und zwei Stühle an der Hauswand platz. Wer aufmerksam durch die Stadt geht, wird vor allem die überall präsente Street-Art bewundern – wie das halbe, in die Wand eingelassene Fahrrad (in der Rue Voiltaire), umfassende Wandgemälde am Place Saint Roch, bemalte Betonpoller in der Rue Saint Paul und sogar bemalte Bäume (bei der Eichhorn-Statue).

Im Gegensatz zu vielen anderen Städten Okzitaniens gehen ihre Wurzeln nicht auf eine römische Kolonie zurück, sondern reichen nur bis ins 9. Jahrhundert zurück, als der Bischof von Maguelone eine Kirche auf dem Berg Montiperet errichten ließ. Montpellier ist die bevölkerungsreichte Stadt der Region Languedoc-Roussillon. Trotzdem lässt sich das Zentrum mit seinen zahlreichen Sehenswürdigkeiten vom Parc Peyrou, der vernehmlich schönsten Promenade Frankreichs, über den Arc de Triomphe und den mit Bürgerhäusern gesäumten Parc de la Canourgue bis zu den Esplanade de Charles de Gaulle in 15 Minuten durchqueren. Montpellier ist heute die Hauptstadt des Departments Hèrault und eine beliebte Universitätsstadt – mehr als 60.000 Studierende sind in den verschiedenen Fakultäten eingeschrieben. 

Im Gegensatz zu den charmanten Gassen des Zentrums, ist der Place de la Comèdie – im Volksmund aufgrund seiner Form „das Ei“ genannt – eine große offene Fläche, die von Häusern mit Belle-Epoche-Fassaden gesäumt sind. Blickfang sind zudem die 1888 gebaute Oper und der neoklassizistische Brunnen aus weißem Marmor.

Montpellier ist auch architektonisch ein echtes Highlight. Prominentes Beispiel: Der L‘ Arbre Blanc („der weiße Baum“), ein Wohnturm, auf dessen Terrassenbar in der 17. Etage es sich besonders gut sitzen und schauen lässt. Er mutet ein wenig an wie ein Jenga Spiel: Jedes Stockwerk besitzt mehrere waagerecht herausstehende Platten, die jeweils einen Balkon darstellen. Sie sind unterschiedlich groß und unregelmäßig gesetzt. So wachsen sie scheinbar ungeordnet um den runden (eigentlich ist die Grundform nierenförmig) Turm herum. Die Architekten, Sou Fujimoto, Nicolas Laisné und Manal Rachdi, haben es geschafft, die Wohnungen und Balkone so anzulegen, dass die Aussicht nicht gestört wird und sie zeitgleich als Sonnenschutz dienen. 

Am späten Nachmittag oder frühen Abend sitzt es sich hier am besten. In der Hand: ein leckerer Cocktail; auf dem Tisch: ein paar leckere Kleinigkeiten. Langsam geht die Sonne unter, der Himmel verfärbt sich und in der Stadt gehen die ersten Lichter an. 

Vis à vis liegt das erste der architektonischen Wagnisse, von denen es in Montpellier inzwischen einige gibt: das Quartier Antigone. Auf einem ehemaligen Militärgelände ließ der damalige Bürgermeister Georges Frêche 1977 durch den katalanischen Stararchitekten Ricardo Bofill ein neues Viertel errichten. Es zeichnet sich durch postmoderne Architektur aus, die mit antiken Elementen spielt. Antigone bildete so etwas wie den Startschuss für mutige Ideen und ungewöhnliche Architektur. Eines der jüngsten Neubauviertel ist Port Marianne, Standort des L‘ Arbre Blanc. Hier leuchtet nachts die Nuage, die blaue Wolke – ein Wohngebäude samt Restaurant und Fitnessstudio – und in der gleichen Farbe das RBC Design Centre. Von der Dachterrasse ist es wunderbar zu sehen.

Tipp: Für französisch sprechende Menschen bietet sich die geführte Tour „Architectures le long du Lez“ in Port Marianne an (montpellier-tourisme.fr)

Tag 3: Séte

Séte ist keinenSchönheit: Die Berufsfischerei dominiert nach wie vor die kleine Hafenstadt. Trotzdem lohnt sich der Abstecher – vielleicht auf dem Weg zum Strand nach Frontignan – in die Stadt, die vor allem mit ihrer Lage zwischen Mittelmeer und dem Ètang de Thau reizt. Sie liegt am Ende von gleich drei flachen Küstenseen, die sich wunderbar zum Beispiel mit dem SUP erkunden lassen. Wer am Canal Royal entlangschlendert, kann die malerischen Gebäuden bewundern, die diese zentral verlaufende Wasserstraße säumen. Hier kann man Bootstouren unternehmen.

Canal Royal in Sète

Es gibt wohl kaum einen besseren Ort in Sète, um den lokalen Leckerbissen „Tielle“ zu essen als auf der Hafenmole. Der Leuchtturm Saint-Louis am Eingang zum Hafen Vieux Port besteht aus hellem Sandstein aus dem nahen Frontignan und hat eine Gesamthöhe von 35,80 m über dem Meeresspiegel. Er steht hier seit 1948. Die Tielle ist ein Teig-Törtchen, traditionell pikant gefüllt mit Tintenfisch und Tomatensoße. Erfunden worden sein soll das Törtchen von der Frau eines im 19. Jahrhundert eingewanderten Fischer aus Napoli. Sie soll Pizzateig auf einen flachen Teller ausgebreitet, belegt und anschließend mit einer weiteren Teigschicht abgedeckt haben. 

Tielle essen in Sète am Hafen

Mit dem Leuchtturm im Rücken fällt der Blick automatisch auf eines der architektonischen Highlights der Stadt: das Théâtre de la Mer. Es steht am süd-westlichen Ende der Stadt auf einer Anhöhe. Es wurde im 17. Jahrhundert als Fort Saint-Pierre erbaut, das den Hafen vor Angriffen der Engländer schützen sollte. Im ersten Weltkrieg wurde die Festung als Krankenhaus umfunktioniert, um die aus Afrika zurückkehrenden Truppen aufzunehmen. Daher ist der rechtliche Eigentümer bis heute das Krankenhaus von Sète. 1959 wurde die Anlage zu einem Theater umgebaut. In Séte dominieren die Fischerei und die maritime Wirtschaft. Das lässt sich nicht übersehen. Der Hafen wurde 1666 auf Anordnung des Königs Ludwig XIV gebaut, da Agde und Aigues-Mortes langsam versandeten. Durch den Canal du Royal verband er das Meer mit dem Bassin de Thau und den wichtigen Kanälen. Zu besichtigen gibt es unter anderem das Le Musée de la Mer, das die maritime Geschichte der Stadt und die lokalen Fischereitraditionen darstellt.

Tag 4: Narbonne und Bèziers

Sie waren echte Könner, diese Römer. Zu ihren Herrschaftszeiten haben sie in ihren Territorien Straßen gebaut, die Europa durchzogen und über die rege Handel getrieben wurde. Die Narbonnais waren auf jeden Fall Nutznießer der römischen Expansion. Die Via Domitia, die Prokonsul Gnaeus Domitius Ahenobarbus zwischen 122 und 118 vor Christus bauen ließ, um einen Landweg von Italien nach Spanien zu schaffen, führte direkt durch die damalige Hauptstadt der Provinz Gallia Narbonensis. Von dem einstigen Prunk des römischen Narbonnes ist nichts mehr übrig. Aber dieser Teil der Handelsstraße flüstert von vergangenen Zeiten und vergangenem Ruhm. Er wurde vor rund 25 Jahren bei Bauarbeiten im historischen Zentrum Narbonnes entdeckt. Die dunkelgrauen, glatt polierten Feldsteine zeugen noch heute von der innovativen Baukunst der Römer. Beim Betrachten des im Boden des Rathausplatzes versunkenen Carrés drängen sich Bilder von Pferden mit Karren und lederbekleideten Füßen der Händler auf. Fast ist das Klappern der Hufe und das Rumpeln der Wagen zu vernehmen. 

Via Domitia – die alte Handelsroute der Römer – in Narbonne.

Hinter der Vertiefung, in der das alte Straßenpflaster ruht, türmt sich der Erzbischöfliche Palast auf, in dem sich auch die Mairie befindet. Das Monument ist das zweitgrößte Erzbischöfliche Ensemble (nach Avignon) in Frankreich. Insbesondere sein 42 Meter hoher Wohn- und Wehrturm (Donjon), den Erzbischof Gilles Aycelin Ende des 13. Jahrhunderts bauen ließ, beeindruckt durch seine Klotzartigkeit, die sich inmitten der Jugendstil-Architektur der südfranzösischen Wohnhäuser um den Rathausplatz herum etwas eigentümlich ausnimmt. Nicht weniger dominant und beeindruckend gibt sich die Kathedrale Saint-Just-et-Saint-Pasteur gleich daneben. 

Cathédrale Saint-Just-et-Saint-Pasteur de Narbonne

Die Cathédrale Saint-Just-et-Saint-Pasteur de Narbonne wurde 1272 gebaut. Die bunten Fensterbilder und Kandelaber tauchen die seitlich angeordneten Kapellen und die vielen Nischen in ein schummriges Licht. Der Chorraum ist auf den ersten Blick nur zu erahnen, und doch ist er hier im Innenraum das Eindrucksvollste. Er steht auf Platz drei in den Top 10 der schönsten gotischen Kathedralen Frankreichs, nimmt eine Fläche von 40 mal 60 Metern ein und ist 41 Meter hoch. Die hölzerne Orgel an der Rückwand mit ihren 21 Metern erscheint dagegen beinahe winzig. 

Weiter geht es in das etwas größere, aber ebenso beschauliche Béziers, das wie viele Städte hier auf Gründungen der Römer zurückgeht. Ein Bauwerk, das die Bewohner der 80.000-Einwohner Stadt nicht den Römern, sondern auf Pierre-Paul Riquet zurückgeht, ist der Canal du Midi. Er führt über 240 Kilometer von der von Toulouse bis Sète. Dabei hat er mehrere Höhenmeter zu überwinden. Hier kommen die Schleusentreppen ins Spiel. Eine der beeindruckendsten ist die Schleusentreppe von Fonséranes in der Nähe von Béziers. Sie überwindet eine Höhe von 13,60 Metern auf einer Strecke von 300 Metern. Die neunte Schleuse führt in den Fluss Orb – und überbrückt so einen zusätzlichen Höhenunterschied von rund 8 Metern. Diese ist aber nicht mehr in Betrieb. Die Schiffe fahren nacheinander in die acht Kammern (daher auch die Bezeichnung „Octuple“), die jeweils die Wasserhöhe der nachfolgenden Stufe annehmen. Das Einfüllen oder Ablassen des Wassers (immerhin 700 Kubikmeter) dauert 45 Minuten. Pro Becken! Kein Wunder also, dass es hier immer etwas zu gucken gibt. Doch das Panorama lohnt die Mühen: Die Schleusentreppe bietet einen direkten Blick auf die Kathedrale und die Stadtmauer von Béziers. Zum entspannten Beobachten des Schleusens empfiehlt sich das Restaurant direkt neben der Touristeninformation. 4 Jahre dauerte die Errichtung des Bauwerks, das heute zu den Grands Sites d’Occitanie zählt. Ein botanischer Lehrpfad, eine Schatzsuche und ein Audioguide gehören zum Besucherprogramm.

Wer mit offenen Augen durch Béziers geht, wird sie früher oder später entdecken: die 19 Wandgemälde (Trompe-l’OEil de Béziers), die an verschiedenen Hauswänden der Stadt die Illusion einer historischen Begebenheit erzeugen. Etwa im Café L’Arlésienne an der Allées Paul Riquet. Hier sitzen Mistral und Daudet zusammen, in dem auch Bizet verkehrt. Alle drei historischen Kinder der Stadt sind durch das große Fenster gut zu sehen. Doch wer ins Café hineingehen möchte, wird sich mächtig den Kopf stoßen: Das Café, seine Gäste und die weiße Katze im Fenster sind nur gemalt. Der Effekt der dreidimensionalen Bilder ist großartig. Sie passen sich in den meisten Fällen unglaublich lebensecht ins Stadtbild ein. Das ist nur in wenigen Fällen anders: Etwa das Comic von Henri Honoré d’Estienne d’Orves, Flieger und Held der französischen Resistance, an der Wand der Avenue Alphonse Mas 21 ist eindeutig als Wandgemälde zu erkennen. Trotzdem: Mit einem Streifzug zu dem Trompe-l’OEil de Béziers lässt sich die Stadt wunderbar erkunden.

Zum Wandern eignet sich die Landspitze Cap Leucate zwischen Narbonne und Perpignan. Mehrere Loipen durchziehen das mit schroffem Kalkstein und niedrigen Büschen bewachsene Plateau. Diverse Rundwege sind ausgeschildert, etwa der 10 Kilometer lange Weg von Leucate Village über Leucate Plage, den Leuchtturm, das Fort und La Franqui zurück zum Dorf. 

Auf dem Cap Leucate.

Tag 5: Perpignan

Perpignan ist die Hauptstadt des Départements Pyrénées-Orientales und die südlichste Großstadt Frankreichs. Tatsächlich verströmen die engen Gassen der historischen Altstadt und die zahlreichen Cafés ein katalanisches Flair. Den schönsten Eindruck von der Stadt bietet der Umlauf des einzigen Stücks der alten Stadtmauer, der Torbau Le Castillet. Der wuchtige Ziegelbau beheimatet das katalanische Heimatmuseum (die Ausstellung ist auf Französisch). Errichtet wurde er 1368 und diente im 17. sowie im 18. Jahrhundert passend zu seiner trutzigen Anmutung als Gefängnis. Nach 146 Stufen weht den Besuchern auf dem umlaufenden Balkon der Wind durch die Haare und der Duft der nahen Pyrenäen um die Nase. Die Silhouette des Canigou sowie das Mittelmeer grüßen zum ziegelroten Turm herüber. 

Erst seit etwas mehr als 460 Jahren gehört Perpignan zu Frankreich und gilt neben Barcelona als wichtiges Zentrum der katalanischen Minderheit. Kein Wunder also, dass von vielen Hauswänden die rot-gelbe Flagge Kataloniens weht. Die Altstadt breitet sich diesseitig der Têt wie ein Teppich aus hellroten Ziegeldächern und sonnenfarbenen Häuserfassaden vor dem Betrachtenden aus. Auf dem Castillet stehend, ragt im Süden der mächtige, innen etwas öde Palast der Könige von Mallorca (Palais des Rois de Majorque) aus dem Dächermeer. Im 13. Jahrhundert war Perpignan die Hauptstadt des Königreichs Mallorca; der Palast im gotischen und romanischen Stil beeindruckt vor allem durch seine massiven Festungsmauern. Die mallorquinischen Herrscher errichteten zudem die Kathedrale Sant Joan Baptista (Saint-Jean-Baptiste), deren aus einem Eisengeflecht hergestellter Glockenturm in östlicher Richtung die Altstadt überragt. Links daneben versucht sich der leicht schiefe rot-weiße Turm der ältesten Kirche der Stadt, Saint-Jean-le-Vieux (geweiht 1025), zu behaupten. Damit ist Le Castillet ideal geeignet, um sich einen Überblick über die Sehenswürdigkeiten der katalanischen Stadt zu verschaffen.

Torbau Le Castillet in Perpignan.

Tag 6: Collioure und Banyuls-sur-mer

Ich liebe diese beiden Orte in Katalonien aus vielerlei Gründen: wegen der Lebensart, wegen des Lichts, wegen des Wein und der Landschaft. Einer der malerischsten Strände ist der Plage des Pêcheurs in Collioure. Wie ein Halbmond schmiegt er sich an die Häuserzeile, die mit ihren farbigen Fassaden wie eine Reihe sommerlicher Lampions wirkt. Links blickt die trutzige Kirche Notre-Dame-des-Anges wachend über den Plage Boramar. Auf der anderen Seite schließt eine niedrige Mauer aus Feldsteinen den Strand ab – perfekt geeignet, um hier ein Eis zu essen und auf das Ufer und den angrenzenden Boulevard zu schauen. Traditionell bunte katalanische Fischerboote säumen die Einfahrt zum Hafen und schaukeln sanft in der Mittelmeerbrise. Es ist kein Zufall, dass die Farben der Boote an den Häuserfassaden wiederzufinden sind. Früher haben die Fischer die Reste des Bootsanstrichs für Fensterläden und Türen verwendet. An diesem Strand haben sie ihre Boote an Land gezogen, Netze geflickt und die bunten Kähne gepflegt – daher ist er auch als Plage des Pêcheurs bekannt. 

Strand der Fischer in Collioure.

Schon vor 1500 Jahren hatten einige römische Soldaten das Glück, hier ihren Dienst leisten zu dürfen. An der heutigen Hafeneinfahrt errichteten sie eine Station. Bereits damals muss die kleine Bucht mit ihren schroffen Klippen, sanft geschwungenen Stränden und orange-rosafarbenen Sonnenaufgängen traumhaft gewesen sein. Danach kamen die Grafen von Roussillon und die Könige von Aragon und bauten die Verteidigungsanlage aus. Auch die Spanier und Franzosen setzten hier noch eine Mauer, dort noch einen Turm und andernorts noch ein Häuschen hin. Die Könige von Mallorca, die hier ab 1229 rund 500 Jahre lang herrschten, machten das Naheliegende und nutzten das Château Royal de Collioure als Sommerresidenz. Heute wirkt das Schloss wie ein verschachteltes Ensemble unterschiedlicher Gebäude aus Feldsteinen und Ziegeln. 

Am Plage Boramar in Collioure mit Blick auf der Schloss der Könige von Mallorca.

Abends bereichern oft Straßenmusiker das Bild. Bei einem Kaltgetränk in einem der zahlreichen Restaurants am Boulevard du Boramar unter den beleuchteten Platanen sitzen, dabei dem bunten Treiben auf der Prachtstraße zusehen und dem Rauschen der Wellen zuhören.

Auch hier der Wandertipp: Cap Bear – darüber kannst du hier mehr lesen!

Okzitaniens schönstes Pétanque-Feld liegt garantiert in Banyuls zwischen dem Strand an der Bucht du Fontaulé und dem Hafen. Beschirmt wird es von mächtigen Palmen, bestaunt werden die Spieler von Passanten, die auf der Promenade an der Avenue Pierre Fabre flanieren. Hier spielen oft Männer, die es echt drauf haben – es lohnt sich, ein paar Minuten stehenzubleiben.

Der wahrscheinlich schönste Petanque-Platz Südfrankreichs – in Banyuls-sur-mer.

Einen Besuch wert ist auch das Aquarium – mehr darüber hier.

Wer einen tollen Blick über die Küstenstadt und die Region bekommen möchte, sollte zur Kapelle Notre-Dame de la Salette hinaufsteigent. Sie thront über der Hügelkette der Albères auf 200 Metern Höhe, blickt über die weit geschwungene Bucht der Hafenstadt Banyuls-sur-Mer und den blauen Horizont. Seit 1863 steht das kleine weiße Bauwerk hier oben. Es besteht aus einem einzigen Kirchenschiff und einer halbkreisförmigen Apsis, die direkt auf die Bucht zeigt, und erinnert eher an griechische Architektur als an südfranzösische Baukunst. 

Die Kapelle Notre-Dame de la Salette blickt über Banjuls-sur-mer und die Bucht.

Errichtet wurde die Kapelle von Bonaventure Reig, einem engagierten Katholiken, Kaufmann und Besitzer des Weinguts Reig. Er ließ sie 1865 im Anschluss an eine Pilgerreise nach La Salette im Département Isère errichten. Jedes Jahr am zweiten Sonntag im September erklimmen unzählige Pilger die steile Straße zur Kapelle. Aber auch jeder andere Besucher ist willkommen, sich im kleinen Vorbau, unter der alten Korkeiche oder auf der Sitzbank auszuruhen. Der kleine, steile Pfad, der sich den Hügel hinaufschlängelt, führt von einem Wohngebiet im Vorort Mas d’en Reig durch Weinberge und den Hain aus Pinien, Stein- und Korkeichen. Nach kaum 15 Minuten kommt schon die Kapelle in Sicht. 

Apropos Sicht: Von hier oben bietet sich den Besuchern ein grandioser Blick über die Côte Vermeille, die Mont Albères bis in die Pyrenäen hinein. Links taucht das Cap Béar mit seinem Leuchtturm auf, ganz rechts der rund 600 Meter hoch gelegene Gebirgspass Coll del Torn. Und direkt voraus schmiegen sich die roten Dächer der katalanischen Hafenstadt ins Grün und bilden einen malerischen Kontrast zu dem tiefen Blau des Mittelmeers. Eine halbrunde Karte zeigt den Besuchern, was sie vor sich sehen. Als zusätzlichen Service hat die Tourismuszentrale von Banyuls noch ein paar QR-Codes aufgedruckt. Auf der dazugehörigen Internetseite gibt es dann Informationen über die Geschichte der Stadt, über das Meeresschutzgebiet von Cerbère-Banyuls sowie über das Museé Aristide Maillol, das Arbeiten des Bildhauers und Malers zeigt. 

Copyright aller Bilder: A. Wimber

Hier haben wir mit dem Wohnmobil übernachtet:

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