Ein Wohnmobil ist bestimmt eine nette Sache, dachten wir uns. Um das Reisen mit dem übergroßen Automobil zu testen, mieteten wir uns für ein paar Tage ein Exemplar. Der Vermieter machte uns mit dem LMC Breezer A 664 G bekannt. Wir waren uns gleich sympathisch. Dass wir absolut unerfahren im Umgang mit Wasserzu- und -ablauf, Stromanschluss und den diversen Schaltern und Knöpfen in seinem Inneren waren, schien den netten Mann nicht zu stören – kannte er wahrscheinlich schon. Wir hörten der kleinen Lehrstunde aufmerksam zu und nickten fleißig. dann: Tür auf, alle stürmten hinein. Willkommen im rollenden Heim für eine Woche. Türen zu und los geht’s.
Der Bremer mit Alkoven ließ sich relativ willig von mir lenken. Dass er einen ziemlich weiten Wendekreis hat, hätte er mir aber mitteilen können, bevor ich über einen Kantstein hoppelte und uns erst einmal ein bisschen durchschüttelte. Mein Mann machte vom Beifahrersitz ein zischendes Geräusch. Ist ja gut, den Rest der Reise durfte er fahren 🙂
Wir beluden das Wohnmobil zu Hause. Die Kinder schleppten Klamotten und Kuscheltiere heran, ich räumte Kissen und Decken in die Betten und Wegzehrung in den Kühlschrank, während sich mein Mann an die ihm nicht vertraute Aufgabe machte, die Räder auf den Fahrradgepäckträger zu wuchten und festzuzurren. Fast hätte er sie wieder in den Keller gebracht. Doch nach vielen Flüchen und geklemmten Fingern waren die Räder schließlich an Ort und Stelle. Los ging die Fahrt Richtung Rostock.
Die Kinder hatten Malbücher, Stifte, Hörspiele und Kopfhörer mitgebracht, mit denen sie sofort die beiden Sitzbänke und den Tisch in Beschlag nahmen. Darauf hatten sie sich am meisten gefreut: viel Platz. Entsprechend hörten wir von den Sitzbänken in den kommenden drei Stunden keinen Piep. Ich hätte sie aber wohl ohne Gebrüll auch nicht verstanden. Denn auf die Lautstärke, die sich im Innenraum ausbreitete, sobald wir die Autobahn erreicht hatten, war ich nicht vorbereitet. Also: Zurücklehnen und den Sonnenuntergang genießen.
Campingplatz in Rostock & Radtour nach Warnemünde
Mit Einbruch der Dunkelheit kamen wir an unserer ersten Station an: im Ostseecamp Rostocker Heide bei Graal-Müritz. (Standgebühr: je nach Saison € 6,50 – € 11,50 zzgl. Betrag für Strom, Erwachsene, Kinder, Jugendliche, Hunde, TV-Kabel). Der Breezer fand seinen Stellplatz nur wenige Meter vom Strand entfernt extrem angenehm. Mit wenigen Handgriffen verwandelten wir ihn in eine gemütliche Höhle und machten uns ans Abendessen. Eine etwas größere Arbeits- und Ablagefläche hätte ich mir gewünscht, so mussten die Kinder Zwiebeln und Tomaten für die Spagetti-Soße auf dem Tisch schneiden.
Nach dem Abendessen ging es dann noch mal schnell an den Strand zum Sonnenuntergang-anschauen. Traumhaft!
Am nächsten Tag stand eine Radtour nach Warnemünde auf dem Plan. Also wuchteten wir die Räder vom Gepäckträger, packten Getränkeflaschen und Snacks, guckten noch einmal auf die Karte und machten uns auf den Weg durch die Rostocker Heide ins Ostseebad. Der Vorteil eines Wohnwagens mag sein, dass er sich abkoppeln lässt und so das Auto der Fortbewegung dient. Aber wer sich gerne bewegt – und vielleicht auch nicht immer mit dem Auto fahren will –, für den stellt das wartende Wohnmobil kein Problem dar.
Die Sonne schien, die Waldluft roch wunderbar würzig und schwuppdiwupp – nach rund 14 Kilometern und rund einer Stunde – waren wir schon an der Warnow-Fähre angekommen. Hier unternahmen wir das Touristen Kurzprogramm: große Pötte bei der Hafentour ansehen, beim Informationszentrum der Seenotretter Malbücher ergattern, den Teepot fotografieren, auf der Promenade flanieren und die Füße in den feinen Ostseesand stecken. Natürlich durfte auch das obligatorische Fischbrötchen am Strom nicht fehlen! Dann machten wir uns am frühen Nachmittag wieder auf die einstündige Rückfahrt. Wir hielten noch schnell beim Discounter – das Nötigste einkaufen. Das erwies sich aber als ziemlich umfangreich und wir hatten Probleme, die Einkäufe auf die Rucksäcke zu verteilen. Merke: Satteltaschen mitnehmen!
Stellplatz in Stralsund & Ozeaneum
Am anderen Morgen lösten wir den Breezer von Wasser- und Stromzufuhr, nahmen den Sichtschutz von den Fenstern und weiter ging das Abenteuer. Der nächste Stopp sollte ein Caravanstellplatz in Stralsund sein. Wir nahmen die malerische Strecke am Darß entlang, wo es aufgrund der Nachsaison zum Glück nicht allzu voll war. An einem Strandabschnitt mit Wohnmobilstellplatz parkten wir spontan, stiegen aus und gingen über die Dünen.
Die Kinder plantschten mit den Füßen im Wasser. Und bekamen – oh, Wunder – nasse Hosen. Wie gut, dass wir Klamotten im Wohnmobil hatten. Während die Kinder sich umzogen, genossen wir einen schnellen Kaffee. Fast hätten wir die Stühle rausgeholt, aber die waren ganz hinten in der Garage und außerdem wollten wir rechtzeitig in Stralsund ankommen, um noch ins Meeresmuseum gehen zu können – mit dem Wohnmobil dauert die Reise eben ein wenig länger.
In Stralsund hatten wir uns den Stellplatz „An der Rügenbrücke“ ausgesucht (Standgebühr: Preis pro Nacht € 15,– inkl. zwei Personen, Toilettenbenutzung, Müllabgabe zzgl. Strom (€ 0,50 pro KWh), Frischwasser, Entsorgung der Kassettentoiletten, Duschen, weitere Personen (Kinder frei), Waschmaschinen-, Trocknernutzung; Autovermietung möglich). Dieser hat sanitäre Anlagen und liegt zentral, nur ein paar Fahrradminuten vom Ozeaneum entfernt. Gegen Mittag kamen wir an, suchten dem Breezer ein einsames Eckchen und entluden in Windeseile die Räder.
Gemütlich ging es in die Innenstadt. Seit ich vor ein paar Jahren etwas über das Ozeaneum recherchieren musste, wollte ich das Aquarium der Extraklasse schon immer mal besuchen. Und es lohnte sich! Vor allem die Halle der Wale und Haie hat mich nachdrücklich beeindruckt. Wir alle hätten noch länger hier liegen bleiben können und im Halbdunkeln hinauf zu den Lebensgroßen Tieren schauen können. Nach einem zweistündigen Besuch im wirklich sehenswerten Ozeaneum samt Pinguinkolonie auf dem Dach fuhren wir dann ein bisschen in der Innenstadt herum und bewunderten die hanseatische Architektur. Abendessen gab es diesmal im Restaurant.
Nach der dritten Nacht neigte sich unsere Reise schon dem Ende entgegen. Einen Zwischenstopp machen wir noch. In Wismar wollten wir ausprobieren, ob sich so ein Wohnmobil auch in Städten spontan parken lässt. Wir lenkten die dicke Kiste also auf den Caravan Park Westhafen – und hatten Glück: ein Platz war noch frei. (Standgebühren 24 h: € 10,– , 12 h: € 7,– € (inkl. Entsorgung, Müll und WC. Standgebühren), zzgl. Strom (€ 1,– für 8 h), Trinkwasser, Duschen)
Wir stärkten uns mit einer schnell erwärmten Fertigsuppe und machten uns dann zu Fuß auf in die schöne Hansestadt. Wir besuchten erst den Hafen mit der alten Hasekogge, wanderten dann hoch zur die St. Nikolai-Kirche, die ich wunderschön und beeindruckend, die Kinder aber todlangweilig fanden, und flanierten die Gässchen entlang zurück zum Stellplatz.
Und was ist jetzt das Fazit? Der Mini-Urlaub im Wohnmobil war schön. Gut gefallen hat mir die Spontanität, die mit einem Wohnmobil möglich ist. Nicht so schön fand ich die relative Standortgebundenheit und, dass es doch etwas beengt für vier Leute ist – trotz Alkoven und Etagenbett. Warnemünde, Stralsund und Wismar eignen sich auf jeden Fall hervorragend für Tagesausflüge. Der kleine Urlaub vor der eigenen Haustür – einfach genial. Das Gute liegt manchmal so nah 🙂