Wie sieht ein Tintenfisch von innen aus? Stört der Lärm der Schiffsmotoren die Meeressäuger? Wie viel Mikroplastik steckt eigentlich in Duschgel? Eine Woche lang haben sich Schüler aus Schleswig-Holstein in der Ferienakademie des ocean:labors an der Kieler Universität mit diesen Fragen beschäftigt. Ziemlich cool, fand ich, und durfte einen Einblick nehmen.
Unter dem Botanischen Garten befinden sich Kellerräume, die nur von kleinen Pavillons aus zu betreten sind. Hier beugen sich 18 junge Wissenschaftler in viel zu großen weißen Kitteln über metallene Schalen, in denen sich handtellergroße, graue Tintenfische liegen. Die Aufgabe dieses Nachmittags: Sektion des Kopffüßlers. Mit kobaltblauen Handschuhen an den Händen setzt Zoe den Skalpell an und beginnt vorsichtig, das Tier der Länge nach aufzuschneiden. Sorgsam beginnen sie und ihre Laborpartnerin Lill-Märtha den Schnabel, die ringförmigen und sehr kleinen Zähne, den Darm und schließlich sogar den Glaskörpers des Auges zu entfernen. „Die Augen des Tintenfisches sich hoch entwickelt – faszinierend, da es doch eigentlich ein einfaches Lebewesen ist“, erklärt Dr. Katrin Knickmeier, die Projektleiterin, den Mädchen.
Die Kollegen am Tisch gegenüber haben Pech gehabt. Der Tintensack ihres Exemplars ist geplatzt und hat das Sektionsgut eingefärbt. Wenig sorgsam picken sie in der Tinte herum und versuchen damit zu schreiben. „Ihr müsst bitte respektvoll mit den Tieren umgehen“, mahnt Katrin. Weiter hinten am Tisch kichern vier Jungs. Sie haben gerade die Hoden seziert. Auch einen halbverdauten Fisch haben sie im Magen des Oktopoden gefunden. Zwei Kinder schauen sich die haut des Tieres unter dem Mikroskop an. Deutlich zu erkennen sind die Farbpartikel, die es dem Fisch erlauben, seine Farbe zu wechseln.
Es ist der dritte Tag in der Forschungswerkstatt. Am Vormittag standen schon von den Kindern selbst erarbeitete Vorträge auf dem Programm. Die Themen: Walfang und Plastikverschmutzung. An den vorherigen Tagen mit der Lärmverschmutzung und den Auswirkungen auf die Meeressäuger sowie damit beschäftigt, wie und warum Wale und Co. tauchen. Einen Besuch im Multimar Wattforum haben die Kinder zwischen 11 und 16 Jahren auch schon hinter sich.
Die Ferienakademie ist Teil des Forschungsprojekts „Marine Mammals“ (dt.: Meeressäuger), an dem mehrere Europäischen Forschungseinrichtungen teilnehmen und das von der EU gefördert wird. Da die Partner unterschiedliche Themenschwerpunkte zum Projekt beisteuern, ist auch die Ferienakademie entsprechend vielseitig. So durften die Kinder Mikroplastik aus Duschgels spülen und unter dem Mikroskop betrachten. Am morgigen Tag geht es nach Büsum, wo die kleinen Forscher nach dem Besuch des Instituts für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung etwas über Schweinswale lernen. Danach suchen sie Plastikmüll am Ufer unter dem Motto „Plastik in der Perlebucht“.
„Wir wollen Kinder am Beispiel der Meeressäuger für Naturwissenschaften begeistern“, erzählte mir Dr. Katrin Knickeier später. Wir versuchen, viele Experiment und so die Naturwissenschaften erlebbar zu machen.“ So haben die Kinder beispielsweise die Luft anhalten und in verschieden kaltem Wasser die Luft anhalten müssen – dabei war natürlich nur das Gesicht unter Wasser. Oder sie haben sich verschieden dicke Handschuhe angezogen, Fettschichten eingebaut und so nachempfunden, wie kalt das Wasser für unterschiedliche Meeressäuger ist.
Den Kindern scheint das Konzept auf jeden Fall zu gefallen. Viele sind schon zum wiederholten Mal hier. Ich finde das Angebot auch super und frage mich schon, ob ich nächstes Jahr wieder gucken kommen darf.