Kinder und Erwachsene besuchen das Urzeit-Museum in Gettorf

Mach mit, fass an: Besuch im Geotanium

Wer das Geotanium in Gettorf bei Kiel betreten will, muss seinen ganzen Mut zusammennehmen: Nur wer den mit Haifischzähnen bewehrten Türbogen überwindet, gelangt in die Ausstellung.

Dahinter: Steine, wohin das Auge blickt! In Körben, auf Tischen, in Gläsern, in Vitrinen, auf dem Boden, in Ecken, in Schubladen und Kästen.

Haifischzähne bewehrter Eingang zum Mitmachmuseum Geotanium Gettorf

„Alles, was ihr hier seht, könnt ihr anfassen und hochheben“, erklärt uns Kathi, während sie uns durch den Ausstellungsraum führt. Denn das Geotanium, das sich mit der Erdgeschichte beschäftigt – genauer gesagt mit der Urzeit – will Geschichte gerade für junge Besucher erlebbar machen. Und wie könnte man besser begreifen, als Dinge anzufassen!

Ein toller Ansatz: Denn hinter Glas sind museale Exponate meist im wahrsten Sinne des Wortes unnahbar. Das wollten der Geologe Johannes Jannsen und sein Team ändern. Und das ist ihnen gelungen. Hier gibt es wirklich an jeder Ecke etwas zu entdecken. Es lohnt sich, einen Moment innezuhalten und sich zu orientieren. Dann fällt der Blick auf die liebevoll gestaltete Zeitleiste der Erdzeitalter im Hintergrund, auf die geheimnisvoll dunkle Entdeckerhöhle oder auf die Mikroskope links vom Eingang. Hier beginnen wir.

Entdecke die Erde!, heißt der Experimentierbereich. Hier geht es nicht NUR im Steine. Hier darf auch gepuzzelt werden – unter anderem kann die Kontinentalverschiebung, also die die Verschiebung, Aufspaltung und Neubildung der Kontinente, gelegt werden. Dann schauen wir uns die Oberfläche verschiedener Steine vergrößert an, kratzen mit einem Nagel am Stinkkalk und stellen fest: Der stinkt wirklich! Nach dem Experiment mit dem Magnetsand nehme ich mir fest vor, in Zukunft nur noch mit Magneten an den Strand zu gehen. Bei der Zuordnung der Steine zu den jeweiligen Arten muss ich dann doch – trotz der ausliegenden Stichwortkarten – Kathi um Hilfe bitten. Tja, so schnell werde ich wohl doch kein Geologe…

  • Ganz schön schwierig: Amoniten-Puzzle im Geotanium Gettorf

Bevor wir weiter auf Entdeckungstour gehen können, lädt uns Johannes zu einem Vortrag ein. Wer jetzt gähnt, hat dem Geologen noch nie bei seiner Geo-Science-Show zugehört. Er beweist, dass Vorträge über Steine und Fossilien interessant sein und Spaß machen können. Er öffnet Schatztruhen, lässt Exponate herumgehen und bringt die Kinder zum Lachen und Staunen. Wir dürfen einen Mammutzahn anfassen, einen Blitz in die Hand nehmen und – igitt – sogar versteinerten Kot befühlen.

Anschließend wird für alle Interessierten Bernsteinschleifen angeboten. Ich habe das schon ein paar mal gemacht, aber Julia und Enrik noch nicht. Unter Anleitung schleifen sie mehrere Minuten mit unterschiedlich dickem Schleifpapier, bis ihr Bernstein glänzt. Dann widmen wir uns dem Rest der Ausstellung. Seit meinem letzten Besuch hat sich wirklich viel getan. Zwar gibt es immer noch die Sandkiste, in der man Edelsteine suchen kann, und die „Dino-Grabung“. Jedoch sind diese deutlich kleiner geworden als früher. Trotzdem sind beide „Ausgrabungsstätten“ sehr beliebt und werden von vielen kleinen und großen Besuchern bevölkert.

Freilegen eines Dino-Skeletts

Ganz viel fürs Auge und für große und kleine Hände gibt es jedoch entlang der Wände zu entdecken. Hier hat Johannes Jannsen eine wundervolle, liebevoll gezeichnete und arrangierte Zeitreise durch die Erdgeschichte gestaltet. Zu jedem Kapitel – also Präkambrium, Kambrium, Ordovizium, Silur, Devon, Karbon, Perm, Trias, Jura, Kreide, Tertiär und Quartär – gibt es ein Bild dazu, wie man sich die Erde damals vorstellte. Davor liegen Fossilien und geologische Funde gleichen Alters. Ist es nicht fast unglaublich, so etwas Altes in der Hand zu halten? Für alle, die mehr wollen, gibt es noch mehr Exponate in den zahlreichen Sammel- und Sortierkästen darunter. Öffnen erlaubt!

  • Die erdgeschichtliche Zeitreise wird bebildert und beschrieben. Geologische Funde der jeweiligen Periode liegen zum Erkunden bereit. 

Auch der Abdruck eines echten Dinosauriers macht Eindruck. Im Vergleich zur Kinderhand ist er ziemlich groß. Wie groß wohl der dazugehörige Dino war? Die dazugehörige Tafel verrät es.

Der große Quarz ist Enrik dann doch zu schwer. Den lässt er lieber, wo er ist. Dafür malt er noch eine Nachbildung eines Ammoniten an.

Nach drei Stunden schleppen Julia und ich ein hellauf begeistertes Kind aus dem Geotanium. Zu keiner Zeit ist Langeweile aufgekommen. „Total toll“, meinen beide. Und Julia ergänzt: „Großartig, wie man Steine lebendig machen kann.

Tipp: Das Team des Geotaniums ist in der Sommerzeit auch an anderen Orten zu finden. Dabei kann man Bernsteinschleifen, Mitmachaktionen zum Thema Steine oder zur Eiszeit im Norden erleben. Das „Museum in der Kiste“ ist für Schulen gedacht, die ihr Klassenzimmer in ein Urzeitmuseum verwandeln wollen.

Zudem kann man im Geotanium seinen Kindergeburtstag feiern. Seit Neustem gibt es auch Vorträge für Erwachsene.

Und er sich Steine mir nach Hause nehmen will: Auch kein Problem – im Stein-Shop finden sich unter anderem Quarze, Donnerkeile oder Fernsehsteine zum Mitnehmen.

Öffnungszeiten
Dienstag bis Freitag: 14:00 Uhr – 18:00 Uhr
Samstag und Sonntag: 13:00 Uhr – 18:00 Uhr
Montag Ruhetag.

Eintritt 10,- €

Mehr hier: https://www.geotanium.de/

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