Bei den frühlingshaften Temperaturen kommt bei mir die Sehnsucht auf – die Sehnsucht nach einem Ausflug nach Fehmarn. Wahrscheinlich liegt es daran, dass wir (schon fast traditionell) zu meinem Geburtstag im März auf die zweigrößte Ostseeinsel fahren. Das dauert von uns aus nur gut einen Stunde.
Im Laufe der Jahre waren wir wirklich schon an (fast) jedem Punkt der Insel, haben Meerglas gesammelt, haben auf Burg Surf-Klamotten geshoppt und Eis gegessen, kennen kleine Bauernhof-Cafés und standen vor allen Leuchttürmen, die die Insel zu bieten hat. Hier stelle ich sie euch vor:
Leuchtturm Flügge
Ich fange mit meinem Lieblingsleuchtturm an! Als ich ihn das erste Mal besuchte, trug der Flügger Leuchtturm noch das klassische rot-weiß-gestreifte Kleid, das man von Seezeichen kennt. Bis 2011 zierte – wenn man das so sagen kann – ein Muster aus abwechselnd roten und weißen Eternitplatten den Leuchtturm an der Südwestküste der Insel. Ursprünglich hatte der 1872 in Betrieb genommene, achteckige und 15,5 Meter hohe Backsteinturm mit einer roten Laterne ein gelbes Mauerwerk. bald stellte sich das Leuchtfeuer allerdings als zu gering heraus – es war nur 18 Meter hoch. Also baute man an gleicher Stelle 44 Jahre später einen neuen Turm. Auch er war achteckig, aus gelben Backsteinen, mit einer roten Laterne, aber mit 37,5 m mehr als doppelt so hoch wie der ursprüngliche Bau. Insgesamt taten fünf Leuchtturmwärter hier ihren Dienst; 1978 gab der letzte – Willy Scheel – den Schlüssel ab. Heute wird das Seeschifffahrtszeichen von der Verkehrszentrale Travemünde fernüberwacht und leuchtet nur nachts, jeweils eine Stunde vor Sonnenuntergang bis eine Stunde nach Sonnenaufgang.
Was Flügge so spannend für Familien macht: Man kann ihn besichtigen, seine Stufen erklimmen – und sie dabei zählen – und den wunderbaren Blick über die Insel genießen. Das kostet übrigens 8 Euro für eine vierköpfige Familie. Unten vor dem Leuchtturm gibt es einen netten, kleinen Spielplatz mit Holzkletterstangen und Krähennest, ein Café und natürlich – manchmal echt notwendig – eine Toilette. Von hier aus ist es nur ein Katzensprung bis zum Strand. Wer gut zu Fuß ist, kann an der Küste entlang südwärts zum Jimi-Hendrix-Denkmal wandern. Oder ihr setzt euch mit einem Picknick an den Strand, buddelt und schaut zur Fehmarnsundbrücke hinüber.
Einen Wehmutstropfen hat das Ganze: Ihr erreicht den Leuchtturm nur zu Fuß oder mit dem Rad. Ein Parkplatz ist ausgeschildert (Fußweg ca. 20 – 30 Min.). Eine nette Radstrecke führt euch von Orth über den Damm zum Leuchtturm.
Leuchtturm Westermakelsdorf
Den Schiffen im Fehmarnbelt als Warnung und Orientierung dient der Leuchtturm Wetermakelsdorf. Er steht an der Nordwestspitze der Insel. Zwar steht er unter Denkmalschutz, leider steht er aber auch einfach nur so da – man kann ihn leider nicht besichtigen. Dabei ist der 1881 errichtete Turm mit direkt angrenzendem Leuchtturmwärterhaus wirklich hübsch anzusehen. Wie auch sein Kollege weiter südlich, musste auch bei diesem Leuchtturm die Höhe des Leuchtfeuers angepasst werden, um größere Reichweite zu erzielen und der zunehmenden Schifffahrt gerecht zu werden. Deshalb wurde der Turm des Backsteinbaus 1902 von zehn auf rund 18 Meter erhöht. 1924 wurden die Petroleumlampen durch elektrische Lampen ersetzt. Heute wird das Leuchtfeuer Westermarkelsdorf von der Verkehrszentrale in Travemünde des Wasser- und Schifffahrtsamts Ostsee fernüberwacht. Neben dem altgedienten Leuchtfeuer wird gerade ein neuer Kollege gebaut, der der Schifffahrt noch mehr Orientierung während der Bauphase des Fehmarnbelttunnels geben soll. Funfact: Der DWD (Deutsche Wetterdienst) hat hier eine Wetterstation. Wenn du also das Wetter aus Fehmarn hörst, wurde es höchstwahrscheinlich hier aufgezeichnet.
Parken kannst du übrigens auf dem ausgewiesenen Parkplatz direkt am Strand. Von hier sind es rund 200 Meter bis zum Leuchtturm. Er steht direkt am Naturschutzgebiet Westermakelsdorfer Huk, das besonders reizvoll durch seinen Salz- und Binnensee ist. Bist du Vogelfan oder Wanderfreunde, geh doch noch ein paar Meter weiter zur Aussichtsplattform Markelsdorfer Huk. Du kannst problemlos am Strand entlangmarschieren. Die Tourismuszentrale Fehmarn empfiehlt allerdings Gummistiefel. Von den zwei Plattformen genießt man atemberaubende Weitsicht auf die Landschaft mit Binnenseen, Meer, Salzwiesen und einer vielfältigen Vogelwelt.
Leuchttürme Marienleuchte
Ja, stimmt: Leuchttürme! Östlich von Puttgarden – an der sogenannten Nordoststrecke – steht Fehmarns erster Leuchtturm gleich neben einem weniger optisch reizvollen Turm, der (ihr könnt es euch denken) wegen der unzureichenden Strahlkraft und Weite des Leuchtfeuers der ursprünglichen Baus dort errichtet wurde. Der 1832 errichtete Leuchtturm trägt seinen Namen zu Ehren der dänischen Königin Marie Sophie Frederikke, die bei der Einweihung persönlich anwesend war. Als 1964 eine Erhöhung des Turms notwenig wurde, war er jedoch bereits in einem so schlechten baulichen Zustandes, dass ein paar Meter weiter ein 33 m hoher, rot-weißer Stahlbeton-Leuchtturm errichtet wurde.
Tipp: Diese Seite der Küste Fehmarns ist mein liebstes Ausflugsziel. Sie ist mit ihrer kleinen Steilküste, ihren harmonischen Buchten und dem tollen Baumbestand abwechslungsreich. Von hier aus siehst du die Fähren von Puttgarden Richtung Dänemark ablegen oder ankommen und kannst auch die übrige Schifffahrt – vom Fischkutter bis zum Containerschiff beobachten. Schatzsucher finden hier Fossilien und Meerglas zu Hauf. Am gesamten Küstenabschnitt findest du Parkplätze, sodass du selbst entscheiden kannst, wie lange du zu diesen Leuchttürmen wandern willst.
Leuchtturm Staberhuk
Wenn du hier öfter meine Ausflugstipps liest, dann weißt du, dass dieser Leuchtturm zu einem meiner Lieblingsausflugszielen gehört. Diesen kannst du über einen kurzen, aber abwechslungsreichen Küstenwanderweg erreichen. Du kannst aber auch einen Radtour hierher machen. Ob diese Anziehung daran liegt, dass Staberhuk ein Kraftort sein soll – wie Küstenfreund herausgefunden hat? Oder daran, dass sich hier zwei meiner Lieblingsinseln sozusagen vereinen? Denn der Leuchtturm Staberhuk überrascht mit seiner besonders gedrungenen Form. Er ist stabiler als seine älteren Kollegen auf der Insel. Der Grund: Das 1903 errichtete Bauwerk trägt keine gewöhnliche Laterne trägt, sondern die gusseiserne Konstruktion des ehemaligen Leuchtturms von Helgoland. Ein weiterer Grund, warum der Leuchtturm – vor allem bei Kunstinteressierten – interessant ist: Kurz nach der Inbetriebnahme quartierte sich der Maler Ernst Ludwig Kirchner beim Leuchtturmwärter ein und ließ sich von und an diesem besonderen Ort inspirieren.
Fragst du dich, warum der Turm mit zwei verschiedenfarbigen Backsteinen ummauert ist? Das liegt daran, dass die ursprünglichen gelbe Steine ziemlich schnell der Witterung nachgaben und an der Wetterseite durch die robusteren, roten Backsteine ersetzt wurden. Besichtigen kannst du den Leuchtturm übrigens nicht. Das Wärterhäuschen ist bewohnt.
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