Kampf dem Müll: Das passiert mit Meeresplastik

Welche Initiativen es gibt, die den Plastikmüll aus dem Meer fischen wollen, habe ich euch schon erzählt. Viele Regionen – vor allem touristisch beliebte – sammeln mittlerweile die Gewässer vor ihren Inseln ab, um den unschönen Müll nicht am Strand zu haben. Dazu gehört etwa die internationale Initiative International Coastal Cleanup. Auch die Regierung der Balearen lässt seit einiger Zeit Müllboote um die Inseln fahren.

Doch was passiert mit dem Meeresplastik? Viele Organisationen führen es nach der Reinigung dem Recycling zu. Mittlerweile gibt es auch Unternehmen, die das Plastik für eigene Produkte verwenden. Hier einige Beispiele:

Bureo

Alte Fischernetze, die als sogenannte Geisternetze im Ozean treiben und in denen sich Meerestiere verfangen, sind der Rohstoff für Produkte von Bureo. Der Name (bu-räi-o) bedeutet „Welle“ auf Chilenisch. Der Grund: Die Netze werden vor der Küste Chiles gesammelt, gesäubert, sortiert und schließlich zur Schmelzanlage transportiert. Hier werden aus den verschiedenfarbigen Netzteilen kleine Plastikpellets. Diese wiederum gehen an verschiedene Partner-Unternehmen, die daraus unterschiedliche Produkte herstellen: Skateboards, Sonnenbrillen, Finnen für Surfbretter sowie Nettigkeiten wie T-Shirts, Frisbees, Flaschen und ein Jenga-Spiel, mit deren Kauf du die Organisation unterstützen kannst.

Got Bag

Zwei junge Männer in Mainz wollen ebenfalls das Meeresplastik in ein sinnvolles und nachhaltiges Produkt verwandeln. Got Bag verwendet Granulat beziehungsweise im zweiten Schritt Garn, das aus gefischtem Plastik hergestellt wird. Für einen Rucksack werden Firmenangaben zufolge 3,5 Kilogramm Plastik aus dem Meer gesammelt. Leider ist der wasserdichte Rucksack mit zurzeit knapp 120 Euro nicht ganz günstig.

Tchibo – Time4Green

Auch der deutsche nicht-mehr-nur-Kaffeeröster hat eine Kollektion an Sportkleidung herausgebracht, die Ocean Plastic verwendet. Ein Badeanzug und ein Sport Bustier der Kollektion Time4Green sind aus regenerierten Nylonabfällen hergestellt. Dafür verwendet Tchibo das Econyl Garn, das zu 100 Prozent aus regenerierten Nylonabfällen besteht, unter anderem aus Fischernetzen. Für die Herstellung der Sportmode wurden Tchibo zufolge insgesamt rund 1100 Kilogramm Fischernetze verarbeitet.

Adidas

Sportschuhe aus recyceltem Meeresplastik verkauft mittlerweile auch der Sportschuhhersteller Adidas. Dafür hat sich Adidas die Unterstützung von Parley gesichert. Das Unternehmen stellt aus Plastikmüll, der am Strand gesammelt oder aus dem Meer gefischt wird, Plastikgarn her. Zu Unternehmensprogramm gehören aber auch Weiterbildung und soziales Engagement. Die Adidas-Kollektion trägt entsprechend den Namen des Kooperationspartners.

Von Meeresmüll zu Garn (Bildquelle: Parley)

Ocean Waste Plastics

OWP hat viele Jahre an Verpackungen geforscht, die aus Meeresmüll hergestellt werden. Auf der Internetseite steht, dass es fünf Jahre dauerte, bis die dänische Firma pack tech eine vorzeigbare Lösung entwickelt hatte. Das Plastik für das OWP-Material wird gereinigt und in Indonesien, China und Nordamerika in Pellets geschmolzen. Schließlich wird daraus Verpackungsmaterial für Kosmetika und weitere Hartplastik-Produkte (wie Kämme und Platinbau- und -ersatzteile) gemacht.

Noch ein Wort

Die meisten Organisationen, die sich mit diesem Thema befassen, betonen übrigens, dass Recycling nicht die Lösung ist. Vermeidung von Plastik und die Verwendung von wiederverwertbaren Produkten ist der einzige Weg, das Problem zu bekämpfen.

In welcher Menge die vorgestellten Projekte Plastik aus dem Meer verwenden, ist mir nicht bekannt. Allerdings hat mir eine Expertin bei einem Gespräch erzählt, dass es problematisch ist, Meeresplastik weiterzuverarbeiten. Der gesammelte Müll besteht aus verschiedenen Plastikarten, für die unterschiedliche Behandlungen erforderlich sind. Zudem sind die Polymere oft durch Sonneneinstrahlung so zerstört, dass daraus kein hochwertiges Plastik mehr hergestellt werden kann. Der Reinigungsprozess – das Entfernen von Algen und anderen Verunreinigungen – ist oft aufwendig und somit (zu?) kostenintensiv.

Eine Anmerkung: Keine der hier aufgeführten Unternehmen hat mich in irgendeiner Art und Weise für diesen Beitrag vergütet. Er soll Beispiel dafür geben, was aus Ocean Plastic entstehen kann – sonst nichts.

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