Bei einem Streifzug über die schöne Nordseeinsel Juist bin ich eines Tages am Haus Siebje vorbeigekommen. Ich kam gerade aus dem Lütje Teehaus im Januspark – leider ist dort nur das Haus an sich und der Sitzplatz im Garten empfehlenswert – und wunderte mich über die gute Häkelware, die am Haus und in den kleinen Kassettenfenstern hingen. Ein Blick in den nahen Schaukasten klärte mich auf: Hier betreibt Beate Striewe ein Geschäft mit selbstgerechten Handarbeiten.
Elfember heißt das Geschäft, das im ältesten Insulanerhaus der Insel beheimatet ist. Künstler haben eine lange Tradition in der linken Seite des Hauses – auf der rechten betreibt der Heimatverein ein Museum. Nachdem der vorherige Untermieter gegangen ist, bewarb sich Beate und machte damit ihr Hobby zum Beruf.
Die gelernte Medizinisch-Technische Angestellte kommt eigentlich aus Nordrhein-Westfalen, war schon lange in die Insel verliebt und nutzte die Chance, ganzjährig nach Juist zu kommen.
Sie erzählt, dass sie den Namen Elfember dem Erich-Kästner-Gedicht „Der 13. Monat“ entnommen hat. Damit verbindet sie Entschleunigung und Gelassenheit – beides zu finden auf Juist. Also passend für den Handwerksladen.
Als ich den Laden betrete, steht Beate im hinteren Bereich des Raums und häkelt. In der Mitte der relativ engen Stube steht ein Tisch. Hier bietet Beate auch Bastelkurse für Kinder an. Diese können sich dann kreative und ganz individuelle Urlaubserinnerungen selbst gestalten. In jedem Winkel, auf zahllosen Regelbrettern und von diversen Haken hängen gehäkelte Blumenketten, stehen rosa Häkelschweine und bunte, selbst gehäkelte Cupcakes. Besonders toll finde ich die vielen farbenfrohen Glasperlen, die es einzeln oder als Schmuck zu kaufen gibt.
Weil ich so begeistert bin, erzählt Beate mir, dass ich diese Glasperlen sogar selbst machen kann. Für bis zu zwei Personen biete sie einen gut zweistündigen Glasperlen-Kurs für 80 Euro an. Wenn ich gut bin, könnte ich zwei Perlen machen, meint sie. Ich bin dabei. Ich mache einen Termin und hab schnell eine Freundin organisiert, die sich von dem Preis nicht abschrecken lässt.
Als wir uns am nächsten Donnerstag bei Beate treffen, führt sie uns in den kleinen Nebenraum des Ladens. Hier stehen unter anderem ein Gasbrenner und gaaaanz viele bunte, schmale Glasstangen. Beate zeigt uns, was wir machen müssen: Eisenstange mit einer Anti-Haft-Beschichtung versehen, Grundfarbe auswählen, Brenner anmachen und hinter die lila getönte Scheibe setzen. diese müssen wir benutzen, um Verletzung zu verhindern und das heiße Glas überhaupt richtig sehen zu können. Nur so können wir später die Farben auf die Perle auftragen. Die Schwierigkeit ist nun, das Glas an der Spitze zu erhitzen (die Flamme hat 1000 Grad), gleichmäßig auf den Stab tropfen zu lassen und mit der anderen Hand gleichzeitig die Eisenstab zu drehen, damit sich das flüssige Glas gleichmäßig verteilt.
Es klappt ganz gut, dauert aber relativ lange. Die Schultern werden schwer. Als die Perle eine annehmbare Größe hat, gibt Beate mir eine neue Farbe – ich habe blau gewählt. Damit tupfe ich auf die Perle. Danach nehme ich ein anderes Blau und schaffe es, dünne Fäden um die Perle herumzulegen. Als ich fertig bin und die Perle etwas abgekühlt ist, wird sie in ein Granulat gelegt. Am nächsten Tag können wir unsere Schmuckstücke erst abholen, sie müssen erst auskühlen.
Von dem Ergebnis bin ich begeistert – auch wenn eine Perle etwas groß geraten ist. Auf jeden Fall ist das die einzigartigste Urlaubserinnerung, die ich bisher von einer Küste mit nach Hause genommen habe.
Öffnungszeiten: Montag bis Samstag von 11.00 bis 17.00 Uhr.