Nicht jeder hat das Glück, Familie und Freunde in der halben Welt verteilt zu haben. Wir können uns in dieser Hinsicht glücklich schätzen, denn so erhalten wir im Urlaub oft den privaten Reiseführer gleich dazu. So geht es uns zum Beispiel, wenn wir nach Cornwall fahren. Dann wird die Hunderunde der Schwägerin für uns zum aufregenden Wanderausflug zu den versteckten Strändes des Helford River mit Abstechern zu verwunschenen Gärten.
Ich finde es ohnehin genial, dass es in England so unglaublich viele öffentliche (Wander-)Wege gibt. An jedem Zaun und vor jeder Koppel ist ein „public footpath“ ausgewiesen. Ein Schild weist freundlich darauf hin, dass das Gatter doch bitte wieder geschlossen werden möchte oder Mensch und Hund klettern einfach über erhöhte Stufen, die verhindern sollen, dass das Vieh abhaut. Am Helford River nahe Falmouth ist die Landschaft wunderschön abwechslungsreich. Hohe Hügel erlauben einen weiten Blick in die Mündung des Flusses hinein oder in Richtung Meer, versteckte Strände sind hinter jeder Biegung zu finden und dazwischen geht es an bewaldeten Klippen entland. Wer will, kann zwischendurch in einem der zahlreichen Gärten anhalten, den dschungelartigen Bewuchs bestaunen oder eine Stärkung zu sich nehmen.
Unser Rundweg führt von Mawnan Smith über Bosveal und Durgan Passage vorbei an Trebah und Glendurgan Garden und zurück. Er ist ungefähr vier Kilometer lang, dauert also ungefähr 1,5 Stunden – mit Kindern wunderbar machbar. Wer nicht so lange laufen möchte, für den lohnt sich die halbstunden-Tour von Parkplatz Bosveal zum Grebe Beach und vorbei an Bosloe House (einfach den orangen Pfeilen folgen).
Wir starten an der Carwinnion Road und gehen geradeaus durch das Schwerngatter über die Wiese, an der Siedlung und die Schrebergärten vorbei. Am Ende des Grundstücks mit den öffentlichen Gärten steigen wir über den Wall und wenden uns nach rechts (links geht’s zum Wasser – hier könnte man abkürzen). Wir folgen der Straße bis Haptstraße, überqueren diese und folgen dem öffentlichen Weg Richtung Trebah Garden. Von hier geht es über den Parkplatz nach rechts am Feld entlang. Hier lohnt sich übrigens der Gang ins Gebäude. Nette, englische Accessoires wie Kissen, Decken sowie thematisch passendes Spielzeug, Postkarten und Gartenbedarf kann man hier finden. Im Garten gibt es Jahrhunderte alte Farne und subtropische Pflanzen zu bestaunen. (Kostet aber Eintritt.)
Von Trebah Garden führt der Weg über abenteuerlich zugewachsene und ausgewaschene Pfade runter Richtung Helford River. Für die Kinder der reinste Spaß, im Affentempo den Pfad herunterzurasen – für uns Erwachsene ist da eher Nervenstärke gefragt. Am Ende des Weges liegt das besonders malerische Durgan. Das ehemalige Fischerdorf besteht aus einer handvoll grauer, jedoch charmanter Fischerhütten, die zumeist als Ferienwohnung dienen. Oberhalb des Örtchens liegt Glendurgan Garden – hier gibt es auch ein kleines Labyrinth, das eine nette Abwechslung für Kinder sein kann.
Wir treiben uns lieber am Wasser herum. Im Sommer kann man hier toll „rock pooling“ betreiben und in den Pfützen, die die Flut in den Auswaschungen der Steine hinterlassen hat, Krebse fangen und Seeanemonen beobachten. Bei Ebbe könnte man von hier die ganze Küste entlang Richtung Helford maschieren – aber dann wird die Spaziergang zu einer tagesfüllenden Aufgabe. Allerdings gibt es leckeres englisches Essen in Helford Passage, im Ferryboat Inn.
Von Durgan folgen wir dem asphaltierten Weg und biegen dann rechts ab Richtung Bosloe. Es geht über die Wiese vorbei an Rhododendronbüschen und riesigen Kiefern. Wer will, kann kurz einen Abstecher zum Strand machen (Grebe Beach). Wir steigen den Hügel hinauf, sagen den Kühen Guten Tag und wenden uns nach links, wo wir auf den ausgeschilderten Weg in die Carwinnion Woods treffen. Es geht bergauf vorbei an plätschernden Flussläufen und riesigen, urtümlich aussehenden Farnen bis wir wieder an der Carwinnion Road stehen.
Eine ausgearbeite Wanderroute kann man sich hier herunterladen (englisch).
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