In Pendennis Castle bewachen die englischen Soldaten noch immer die Stadt Falmouth vor den angreifenden Spaniern. Vier Piraten ähnelnde Männer haben die Kanone bemannt und zielen auf das feindliche Schiff; sie laden die Kanone, zünden die Lunte und – Ja! – sie haben den Fregatte erwischt.
Natürlich stehen im ersten Stock der historischen Burg keine echten Menschen. Mit Wachsfiguren, Stimmen vom Band, Knall und Rauch wird nachgestellt, wie die Engländer damals im 16. Jahrhundert den Wasserweg bewacht haben.
König Henry VIII ließ diese Festungen am Meer („coastal artillery forts“) von 1539 bis 1545 bauen, weil er befürchtet, dass Katholiken aus Europa England überfallen würden. Pendennis Castle und das auf der anderen Seite von Carrick Roads – so heißt der wichtige Ankerplatz auf dem Fal – gelegene St. Mawes Castle schlugen vor allem während der sogenannten Großen Armada (1574, 1579, 1588 und 1596–7) erfolgreich die Spanier in die Flucht.
Zugegeben, der Eintrittspreis für eine vierköpfige Familie ist nicht ohne. Etwas über 20 Pfund haben wir bezahlt. Für Anlagen des National Trust, die historische Gebäude und Gelände in England pflegen, ist das ein durchaus durchschnittlicher Preis. Wer sich länger in England aufhält und vielleicht noch mehr Historisches sehen möchte, kann sich einen Besucherpass („Overseas Visitor Pass“) buchen. Der kostet fast 100 Pfund, lohnt sich also nur, wenn man mehr als drei Stätten sehen möchte.
Pendennis Castle liegt herrlich. Schon beim Gang vom Parkplatz zum Eingang hat man einen tollen Blick über Falmouth, Castle Beach, Gylly Beach und das Meer. Auf dem weitläufigen Gelände kann der Blick frei schweifen – bis nach St. Mawes und St. Anthonys Lighthouse. Von der Bastion hinter der später gebauten Kaserne der Artillerietruppen aus blickt man auf den Hafen von Falmouth.
Die Festungsanlage ist eindrucksvoll – dicke Mauern, enge Wendeltreppen, winzige Schießscharten. Zu besichtigen sind neben dem bereits erwähnten oberen Kanonenraum, den unteren Kanonenraum, in der jetzt Pulverfässer stehen, in der aber wohl früher die Soldaten gehaust haben. Ganz unten gibt es die alte Küche mit offener Kochstelle. Die einzige Einrichtung steht im Raum des Kommandanten – Esstisch und Bett. Witzig fanden meine Kinder auch die Latrine; sie schien tief zu sein, denn der Aufprall des Steinchens ist nicht zu hören.
Die Stufen müssen natürlich gezählt werden. Es sind 49 von der Küche bis zur oberen Wehranlage und 30 vom Raum des Kommandanten ein Stockwerk nach oben auf den unteren Wehrturm beziehungsweise bis zum Eingangsbereich.
Aber auch später wurde die Lage der Festung für kriegerische Zwecke genutzt. Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Kaserne der Artillerietruppen gebaut sowie Geschütze installiert. Heute zeigt die Ausstellung in der Kaserne, wie die Soldaten im 1. Weltkrieg hier gelebt haben – leider ist (natürlich) alles auf Englisch. Auch die Erzählung zweier Zeitzeuge, die man sich an einem uralten Telefon anhören kann. Der Typ unten im Eingangsbereich ist übrigens der Erbauer der Festung – Henry VIII. Er soll wirklich genau so ausgesehen haben, sagte eine Mitarbeiterin. Wer nach kleiner Leckereien wie Cookies, Chips oder Sandwich sucht, eine super leckere deluxe Schokolade trinken will oder lokale Spezialitäten mag, der ist im kleinen Bistro im Untergeschoss gut aufgehoben. Es ist preislich moderat, die Gerichte sind lecker und gemütlich ist es auch.
Meinem Sohn hat übrigens die Half Moon Battery – ein Geschützstand aus dem 2. Weltkrieg am besten gefallen. Hier gab es Geräte zum Anfassen und Nacherleben – wie ein Zielfernrohr, das aufs Meer hinausging. Der Geschützstand war zudem so eingerichtet, als hätten die Soldaten ihn eben erst verlassen.
Wer sind traut, kann auch noch in den Bunker hinabsteigen – aber Achtung, meine Kinder sind laut schreiend wieder hinausgelaufen…
Wir hatten auf jeden Fall einen schönen Nachmittag und fanden, dass der Eintrittspreis durchaus gerechtfertig war. Zu unterschiedlichen Anlässen wie Halloween oder zu Silvester finden übrigens spezielle Veranstaltungen auf dem Gelände statt. Im Sommer gibt es Ritterspiele. Außerdem gibt es noch ein Discovery Center, in dem man zum Beispiel versuchen kann zu morsen. Natürlich gibt es auch einen Souvenirladen und gleich am Eingang kann man noch die Wachstuben besichtigen, die Ende des 17. Jahrhunderts gebaut wurde. Wir haben leider nur einen kurzen Blick werfen können, da die Besichtigungszeit leider schon um war.
Bei YouTube gibt es einen netten Film für Familien (auf englisch). Hier geht es direkt zur Seite der Festungsanlage.