Es ist reiner Zufall, dass wir uns nach ein paar Tagen im Süden Frankreichs auf den Campingplatz Le Brasilia in Canet-en-Roussillon wiederfinden. Manchmal sind es diese spontanen Abzweigungen, die einem die schönsten Orte entdecken lassen. Ich gebe zu, ich mag Luxus. Kurz bevor wir uns für Le Brasilia entscheiden, sind wir in der Nähe von Narbonne von einem etwas ungepflegten 2-Sterne-Campingplatz abgereist. Das Sanitärgebäude hätte einer regelmäßigeren Reinigung benötigt, die Wege hätten gerne etwas weniger matschige Stellen ausweisen können und eine nächtlich Beleuchtung wäre auch schön gewesen. So sind wir fast geschockt, als wir uns dem Eingang des Geländes nähern. Eine gut ausgebaute Straße führt direkt auf ein riesiges, kupferfarbenes Portal zu, auf dem der Schriftzug „Le Brasilia“ steht. Dahinter erkennen wir ebenso gut ausgebaute Straßenzüge, saubere Rabatten, Gebäude in freundlichen, südfranzösischen Farben, Palmen. Links neben der Einfahrt scheint die Rezeption in einem hellen, flachen Gebäude mit vielen Fenstern untergebracht zu sein. Wir parken unser Wohnmobil und steigen aus. Ob es hier überhaupt noch freie Stellplätze gibt?
Wir haben Glück. Unsere Impf- beziehungsweise Testzertifikate werden anerkannt und wir bekommen einen Platz gleich um die Ecke im Bereich „Pinède“ zugewiesen. Mehr noch, wir werden von den netten, deutsch sprechenden Mann mit seinem Golfwagen sogar zum Platz begleitet. Die Kinder glotzen, als sie den großen Pool sehen. Wir freuen uns über das Restaurant, dass wir im Vorbeifahren entdecken.
Unser Platz ist ein sauberer, ebenmäßiger Sandplatz mit eigener Strom- und Wasserversorgung, der große genug ist, um hier noch ein zweites Wohnmobil hier hin zu stellen. Während mein mann und ich den Tisch und die Stühle ausladen, die Stromversorgung sicherstellen und die Markise ausfahren, fahren die Kinder mit ihren Skateboards die breiten Straßen entlang zum Schwimmbad. Sie wollen schnell noch hinein, bevor es um 18 Uhr schließt. Jetzt im Herbst wird es abends schon unangenehm kühl.
Das Sanitätgebäude – es gibt insgesamt neun auf den gesamten Platz – ist nach unserer Erfahrung in Narbonne eine Offenbarung. Sauber, geräumig mit vielen Duschen, Waschgelegenheiten und sogar Haartrocknern. Dabei zahlen wir jetzt außerhalb der Saison noch nicht einmal so viel mehr als auf unserem 2-Sterne-Platz. 30 Euro für den Platz, jeweils zusätzlich 7 Euro für die Kinder und 6 Euro für den Hund.
Apopro Hund: Der ist hier ebenso willkommen wie die zweibeinigen Gäste. Es gibt nicht nur überall Hundebeutelspender, sogar ein eigener Hundspielplatz und eine Dusche stehen wir die Fellfreunde zur Verfügung. Genial. Die wirklich sehr weitläufige Hundewiese direkt oberhalb des Strandes liegt direkt neben den Spielplätzen für die Großen: Fußball, Tennis, Tischtennis, Beachvolleyball – hier kann alles gespielt werden.
Nachdem wir den Platz erkundet haben, genießen wir einen weiteren Vorzug der 5 Sterne: Wir gehen essen. Das ist in Frankreich ja nie günstig, und hier auch nicht anderes. Aber es schmeckt toll und sogar der Hund darf mit rein. Übrigens empfiehlt es sich, im Laufe des Tages bereits einen Tisch zu reservieren. Ein Unterhaltungsprogramm gibt es jetzt außerhalb der Saison auch: Ein Zauber besucht uns und verblüfft uns mit seinen lustigen und nicht zu durchschauenden Tricks.
Am nächsten Morgen holen wir Brötchen und freuen uns über frische Chocolatine und knuspriges Baguette.
Ein weiteres tolles Feature des Platzes: Er hat einen eigenen Strandzugang. Da der Strand nur gut 200 Meter von unserem Stellplatz entfernt ist, lassen wir den Hund im Hobby, klemmen uns die Handtücher unter den Arm und laufen zum Strand. Über die Bohlen zwischen Hunde- und Tennisplatz geht es hinaus in die Dünen und von hier direkt ans Mittelmeer. Der Naturstrand ist – jetzt im Herbst – nur wenig besucht. Ein paar Leute sonnen sich, eine Familie spielt Frisbee, eine junge Frau versucht sich im Windsurfen, während Mann und Sohn am Strand entlang wandern. Das mache ich auch und suche Treibholz, Meerglas oder was mir sonst vor den Augen gerät. Da dieser Strand Bereich im Gegensatz zum Strand jenseits der Hafeneinfahrt von Canet-en-Roussillon nicht täglich gesäubert und aufgeräumt wird, werde ich bald fündig. Meine Familie planscht in den Wellen – ist mir viel zu kalt.
Im hinteren Bereich des Strand, beim Zufluss der Tét, dürfte sogar der Hund frei laufen. Jetzt im Herbst – stellen wir fest – spielen die meisten Vierbeiner abends aber auf der gesamten Länge des Strands. Dann sind die meisten Besucher ohnehin nicht mehr hier. Sie sind beim Abendessen oder bei der allabendlichen Unterhaltungsshow, die den Besuchern geboten wird. Nicht übermäßig professionell, aber sehr engagiert und unterhaltsam gemacht. Für unsere Kinder ungewohnt – sie schämen sich teilweise etwas fremd, glaube ich. Liegt vielleicht daran, dass sie eine solche Campingsplatzunterhaltung noch nicht erlebt haben.
Fazit: Ich kann verstehen, dass einige Urlauber hier ganze Monate oder zumindest Wochen verbringen. Hier bleibt kein Wunsch unerfüllt und zumindest wir haben uns hier sehr wohl gefühlt. Fast bedauern wir es, nach zwei Nächten schon wieder abreisen zu müssen.
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