Ganz schön verfressen, so ein Seehund – und verspielt! Zumindest die Seehunde in Aquarium in Kiel müssen für einen kopflosen Hering arbeiten. Kilius schleppt einen rotweißen Rettungsring an, Krümel winkt, Luna kann sich drehen und Sally kann mit den Kopf nicken. Und immer fliegt nach erfolgreicher Showeinlage Fischfutter. Der Rabe – Abraxas – wartet auch schon auf seinen Anteil. Jeden Tag um 10 Uhr und 14:30 Uhr kannst du dir die Show angucken – es kostet auch nichts.
Es bietet sich an, im Anschluss an die Fütterung ins Aquarium zu gehen. Der Eintrittspreis ist moderat (3 Euro für Erwachsene, 2 Euro für Kinder ab 5 Jahren), die Ausstellungsfläche allerdings auch nicht besonders groß. Elf Becken umfasst die Ausstellung, wobei die heimischen Tier- und Pflanzenarten der Nord- und Ostsee den größten Bereich einnehmen.
Innen ist es schummrig – und riecht ein bisschen nach Feuchtigkeit und Fisch. Aber was soll man in einem Aquarium auch anderes erwarten. Das Licht, das in den Raum dringt stammt aus den zumeist deckenhohen Becken. Nur zwei Wasserwelten haben ungefähr Schulterhöhe (eines Erwachsenen). Die bettelnden Rochen sollte man trotzdem nicht an der Nase streicheln, das kann sie krank machen. Lieber den riesigen, hellgelben Plattfischen suchen, der hier irgendwo versteckt sein muss!
Wer eine Führung mitmacht (zum Beispiels sonntags oder auch als Geburtstagsevent), lernt gleich am ersten Becken, dass das Seegras ausstirbt. Denn das Meeresgewächs ist an relativ kühles Wasser angepasst. Aufgrund des Klimawandels steigt die Temperatur seit Jahren jedoch stetig – schlecht für das Seegras und die darin lebenden und sich davon ernährenden Tiere. Und für den Boden. Denn die Stängel halten den Meeresboden zusammen.
In Becken vier finden wir nicht nur Dorsche, sondern auch Müll. Den haben die Mitarbeiter hier extra ausgestellt, um zu zeigen, wie die Lebenswirklichkeit der Meeresbewohner aussieht. Dosen, Plastikkisten und Seile stammen tatsächlich aus der Kieler Förde. Kilius ist sogar darauf dressiert, ins Seehundbecken geworfenen Plastikbecher herauszufischen. Münzen allerdings kann er nicht aufsammeln, deswegen gibt es seit ein paar Jahren auch die gläserne Umrandung ums Becken. Denn vor ein paar Jahren ist ein Seehund gestoben, der ein Geldstück geschluckt hatte.
Und wo wir gerade beim Dorsch sind. Weißt du, wozu der Bartel da ist? Das ist der (bis zu zwei Zentimeter lange Kinnfaden). Er dient der Nahrungsfindung am Grund. Der Dorsch schwimmt nämlich sehr nah am Meeresboden. Dabei tastet der Bartel nach Essbarem. Findet er etwas, kann der Dorsch sofort zuschnappen.
Ein paar Becken weiter schwimmen Fischstäbchen. Nein, nicht die panierten, sondern der Fisch, aus dem sie gemacht werden. Sie heißen Pollack und werden auch Seelachs genannt. Er sieht dem Dorsch übrigens ähnlich. Kein Wunder, beide gehören zur gleichen Familie.
Warum schwimmt der Hering eigentlich immer im Kreis? Weil er viel Sauerstoff braucht und dieser wird ja bekanntlich über die Kiemen produziert – also muss er immer im Wasserstrom bleiben. Auch wenn es nicht so aussieht, der Hering schläft auch. Mal schaltet er die recht, dann wieder die linke Gehirnhälfte ab. Und die Fische unterhalten sich sogar – durch Pupsen!
Das Petermännchen sieht echt grießgrämig aus, richtig giftig. Das passt, denn er ist Deutschlands giftigster Fisch. Er die Stacheln in seinem Rücken abbekommt, stirbt natürlich nicht gleich, aber das Gift ist trotzdem schmerzhaft. Doof ist, dass sich das Petermännchen gerne in den Sandboden eingräbt und man es so nicht sieht. Ist vielleicht ja auch besser für den alten Griesgram. Hübsch ist er wirklich nicht.
Aber nicht alle Bewohner des Aquariums sind aus der Ostsee. Auch den Feuerfisch – Achtung, der ist richtig giftig! – und die bunten Doktorfische sind zu bewundern. Einer der blauen Exemplare ist ein richtiger Poser, erzählt unser Führer. Immer wenn jemand vor dem Fenster steht zieht er eine Schau ab. Und warum die Fische „Doktorfische“ heißen, erzählt er auch gleich noch: Sie haben an der Schwanzflosse eine minikleine Waffe, die scharf wie ein Skalpell ist und die sie zur Abwehr von Feinden benutzen. Die Ureinwohner im Amazonas haben dieses Mini-Messer tatsächlich für Operationen verwendet.
Wer die Führung macht, darf auch hinter die Kulissen gucken. Von oben sehen die Becken natürlich nicht so spannend aus. Und von den Fischen sieht man nicht sehr viel. Außer sie kommen nach oben – wie die Meeräschen, die fürchterlich spritzen, wenn sie nach ihrem Futter schnappen. Oder der Feuerfisch, der genau sieht, wenn sich jemand von oben über das Becken beugt. Darüber hängt sogar ein Schild. Es weist noch mal darauf hin, dass der hübsche Fisch giftig ist.
Und wir dürfen einen Seeigel streicheln. Na ja, obwohl streichen nicht so das richtige Wort ist… Einen Seestern wird auch aus dem Wasser geklaubt. Aber vorsichtig beim Anfassen. Wer zu schnell zurückzieht, kann ihm die kleinen Saugnäpfe abreißen, mit denen er das Gegriffene erkundet.
In die Krankenstube und Aufzustation (Kulturraum genannt) dürfen wir auch. Hier sind die Seepferdchen gerade untergebracht, aber auch Anemonenfische, die gerade Eier gelegt haben. Ein Seestern heilt gerade. Ihm fehlt ein Arm.
Zu guter Letzt dürfen wir den Seehunden noch mal Tschüß sagen. Sie erhalten ausnahmsweise noch ein Fisch und erfreuen uns mit ihren Tricks. Die Kinder haben immer noch tausend Fragen und wollen gar nicht wieder gehen – dann haben wir ja alles richtig gemacht.
Im Aquarium kann man übrigens auch wunderbar Kindergeburtstag feiern. Eine Führung für eine Gruppe mit bis zu 10 Personen kostet 50 Euro.