Von Kiel aus ist der Besuch in einem anderen Land nur eine Sache von Stunden. Bis nach Norwegen muss man nur einmal schlafen – wenn man mit der Color Line fährt. Die Fähre legt jeden Tag um 14 Uhr in der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt ab und legt am nächsten Morgen um 9 Uhr in Oslo wieder an. Perfekt für einen Wochenenendausflug! Aufgrund der begrenzten Zeit müssen die Sehenswürdigkeiten natürlich sogrfältig gewählt werden.
Oslo ist unglaublich. In wirklich jedem Museum und an jeder Ecke gibt es für Kinder etwas zu entdecken. Im Fram-Museum gibt es nicht nur die eiskalte Kammer, die die Bedingungen der Polarforscher Roald Amundsen und Fridtjof Nansen während ihrer Polbesuche nachstellen soll. Schon das Schiff an sich ist ein Abenteuer für Kinder. In jede Kammer können sie blicken, jede Treppe hinauf und hinunter klettern und die Nase rümpfen bei dem moderig-ranzigen Geruch des Laderaums. Rund um das Schiff herum gibt es viele Schaukästen – die meisten auf Augenhöhe für Kinder. Da stehen Amundsen und seine Männer in Schnee und Eis und entladen das Schiff. Dort ziehen Schlittenhunde das Team der Südpolexpedition ihrem Ziel entgegen. Dann wird es plötzlich dunkel im Museum. Die Kinder stehen an Deck und schauen ehrfürchtig die Polarlichter an, die über die Fram hinwegtanzen.
Der Besuch in der Antarktis dauert zwei Minuten. Es ist dunkel, der Wind heult und es ist wirklich sehr kalt. Wir haben nur relativ dünne Windjacken an und fangen fast sofort an zu frieren. Als dann noch eine unheimliche Eiswand vor uns auftaucht, wird es den Kindern zu viel – nur schnell raus hier! Wir stürzen durch eine Holztür und stehen wieder in der warmen, windstillen Ausstellungshalle des Fram-Museums.
Auch die meisten anderen Museen haben die Kinder im Blick. Vor allem die etwas größeren Kinder können überall mitmachen, alles ausprobieren und anfassen. Im Norwegischen Technischen Museum beispielsweise können Kinder Strudel entstehen lassen, für Windenergie sorgen, Jet-Pilot sein oder mit Magnetismus spielen. Sogar das eher steif anmutende Nobel Friedenszentrum lässt sich auf sie ein und schickt sie auf eine Quiz-Safari, an deren Ende die Verleihung der Agentenwürde steht. Zudem gibt es ausgemachte Kindermuseen. So steht in Oslo das einzigartige Internationale Kinderkunstmuseum. Hier wird Kunst von Kindern und Jugendlichen aus mehr als 180 Ländern gezeigt. Es gibt aber auch Vorführungen und Führungen – leider auf norwegisch. Auch andere charmante und einmalige Museen finden sich in Oslo und Umgebung wie das Zaubereimuseum oder das norwegische Freilichtmuseum. Einen guten Überblick – aber leider nur spärliche Informationen – bietet die Internetseite visitoslo.com.
Ein lohnenswertes Ziel für alle Familienmitglieder ist die Skischanze Holmenkollen. Schon die Fahrt mit der Tram ist für die Kinder ein Erlebnis. Langsam geht es den Berg hoch, vorbei an Schulen, Museen und Holzhäusern, die sich manchmal recht mutig an die Felswand anlehnen. An der Haltestelle angekommen, müssen sich die Füße noch ein paar Meter den Berg hinaufbewegen und dann steht sie da – die hohe Schanze. Natürlich bringt einen der Aufzug bis nach oben. Von hier hat man einen wunderschönen Blick auf den Fjord, den Hafen mit den Fähren und Kreuzfahrtschiffen und die bewaldeten Berge rund um die Hauptstadt Norwegens.
Unten am Hafen geht es historisch zu. Nahe dem Rathaus, an deren Vorplatz sich herrlich in den Springbrunnen plantschen lässt, thront die mächtige Festung Akershus. Hier stehen alte Kanonen und patrouilliert die Königliche Garde. Die Gebäude aus mehreren Jahrhunderten lassen sich von innen und außen besichtigen – Informationen über die zahlreichen Gebäude und ihre Historie sollte man sich mitnehmen.
Kleinere Kinder kommen natürlich auch auf ihre Kosten. Ein echtes Kinder-Highlight ist der TusenFryd Vergnügungspark, der Reptilienpark mit über 100 Tieren und der Bogstadt Hof, wo es Schafe und Lämmern, Pferde, Kühe, Schweine, Kaninchen und Hühner zu besuchen gibt. Hier werden auch Reiten für Kinder, geführte Stallbesuche, Schafschären und Kremserfahrten angeboten.
Wer viele Museen besuchen will, für den lohnt sich übrigens der Oslo-Pass. Er ist recht teuer, aber lohnt sich bereits bei dem Besuch von zwei Museen; hier ist der Eintritt dann kostenlos. Ohnehin ist Oslo eine wirklich teure Stadt. Zwar sind Kleidung und Spielsachen unseren Euro-Preisen angeglichen, aber Restaurants und Einkaufsläden lassen die Geldbörse ganz schön bluten.
Trotzdem: Oslo an nur einem Tag zu besuchen, ist stressig. Es gibt so viel zu sehen und zu erleben. In dieser Stadt wird den Kindern bestimmt nicht langweilig.