Irgendwie hatte ich keine Lust mehr auf die ewig gleichen Magazine, auf die „üblichen Verdächtigen“ – bei mir sind das vor allem die Magazine, für die ich schreibe. Außerdem schaue ich mir total gerne die verschiedenen Layouts an, die vor allem bei den alternativen Magazinen meistens hervorragend sind. Ich stelle euch hier sechs Magazine vor, die mich inspirieren – grafisch, inhaltlich und in Bezug auf Reiseleidenschaft.
- flow Reisen
- The Fernweh Collective – Ocean Lovers
- Ostsee (Tagesspiegel Unterwegs)
- einfach los
- Anderswo – Europa nachhaltig entdecken
- Wave & Woods
flow Reisen – Orte & Inspirationen
Die flow-Magazine der Deutsche Medien-Manufaktur GmbH mag ich gerne. Nicht nur, weil sie die Themen Achtsamkeit und Ruhe behandeln, sondern auch weil das Layout ebenso speziell ist wie die Artikel, die hier veröffentlich werden. Mittlerweile gibt es neben den Magazinen auch diverse Sonderheft wie das „Flow Ferienbuch“, das „Flow Kreativ-Buch“ sowie „Flow Reisen„. Der Untertitel lautet „120 Lieblingsadressen und andere Urlaubstipps von den Machern von Flow“. Auf 170 Seiten beschreiben die Journalistinnen (schreiben eigentlich auch Männer für „flow“?) unter anderem ihre schönsten Auszeiten. Die eine reist mit ihre Ford Nugget in die Einsamkeit, eine andere nimmt sich drei Wochen Zeit für sich und verbringt diese in der Einsamkeit Englands, zwei Kolleginnen berichten von dem guten Leben Seouls. Das Layout ist luftig gestaltet und mit vielen aussagekräftigen Bildern garniert.
Schön finde ich auch die Seiten der kleinen Auszeiten. Diese werden in Deutschland und in Europa vorgestellt. Das sind besondere Unterkünfte und Hotels wie unter anderem der Rua Reigh Leuchtturm in Schottland (s. oben). Da ich hier vor ein paar Jahren auch schon mal war, kann ich diesen Tipp der Kollegin nur bestätigen. Ein toller Ort für eine kleine Auszeit.
Es wäre nicht das „flow“, wenn es nicht auch Geschenke geben würde. In diesem Heft erhält der Käufer gleich mehrere: Türhänger, Aufkleber, Poster und ein Notizbüchlein.
Fazit: Die 170 Seiten lassen sich gut lesen, das kompakte Magazin gut ins Reisegepäck legen. Auch bei einer schönen Tasse Tee auf dem Sofa lässt sich mit dem Heft gut Wegträumen. Ich mag’s.
The Fernweh collective
Besondere Reiseerlebnisse verdienen einen besonderen Ort, an dem sie erzählt werden. Mit diesem Ansatz widmen sich die Frauen der „The Fernweh Collective“ dem Thema Nachhaltigkeit und Reisen. Fernweh, Umweltbewusstsein und Umdenken sollen in dem je 156 Seiten dicken Magazin gefeiert werden. Jedes „Volume“ genannte Heft widmet sich einem anderen Thema – etwa „Ocean Lover – Wasserabenteur und Meeresschutz“, „Slow down – Langsames Reisen und Digital Detox“ und „The Jungle – Dschungelstories und Waldschutz“.
Schon auf den ersten Blick erkennt man, dass das Magazin anders sein will und ist. Hochglanz gibt es hier nicht und auch bunte Bilder finden sich selten in dem Magazin. Es dominieren gedeckte Farben – auch bei Strandaufnahmen oder traditionell bunten Seiten wie Buchvorstellungen. In diesem Heft ist die einzig farblich auffallende Seite die Rubrik „The Fernweh Collective Redaktion liest aus Wikipedia vor“. Hier haben die Redakteurinnen Fakten und Zitate zusammengetragen, die sie us dem Netz gezogen haben. Inhaltlich dominieren Geschichten aus der Autoren-Perspektive sowie Interviews das Magazin (rund die Hälfte der Artikel sind Gespräche oder Interviews). Also Leser empfinde ich das etwas anstrengend – auch wenn die Themen interessant sind. Ohnehin bin ich kein Freund von einer dauerhaften ich-Perspektive. Ob das in den anderen Heften auch so ist, kann ich leider nicht beurteilen, da ich nur dieses Heft Gelsen habe.
Ansonsten kommt das Magazin bildgewaltig daher. Schön finde ich auch das Layout mit seinen unterschiedlichen Überschriften und Aufmachern. Das nimmt mich mit in fremde Welten und transportiert mich beim Lesen an den Schauplatz der Geschichte.
Fazit: Wunderschöne Idee. Inhaltlich überzeugt mich das Magazin leider nicht. Zwar sind die meisten Interview tatsächlich interessant, aber was eine Reise auf dem Expeditionsschiff der Hurtigrouten mit nachhaltigem Reisen zu tun hat, habe ich nicht verstanden. Auch das Interview mit einer Kollegin die auf Juist aufgewachsen ist, hat mich nicht animiert, die Insel zu besuchen. Schade. Aber vielleicht sind die anderen Ausgaben ja anders gestrickt.
Tagesspiegel unterwegs – Ostsee
Dieses Magazin des Tagesspiegel Verlags kommt ganz kommerziell daher. Es ist nichts besonders wie die beiden oben genannten Magazin. Ich kannte es bis vor kurzem nicht – daher führe ich es hier auf. Das Magazin wirbt damit, auf 160 Seiten Lust auf Meer zu machen. Und das ist gelungen.
Jedes Jahr gibt der Tagesspiegel Magazine zu unterschiedlichen Themen heraus. Mit dabei war 2021 auch die Ostsee. Auf 160 Seiten werden Destinationen in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Polen vorgestellt. Mit dabei sind ausführliche Reportagen etwa zu den Naturstränden zwischen Lübeck und Rostock – eine wunderschön facettenreiche Geschichte über Orte, Menschen und Bulli-Träume. Besucht haben die Autoren auch die Schlei-Region oder radelten mit Lastend und Kind den Darß entlang. (Wunderbarste Überschrift! „Ich trete doch, Papa!“)
Das Layout ist nett, die Bilder nehmen mich mit, tragen die Geschichten und machen Lust auf Reisen an die Ostsee. Misson erfüllt, würde ich sagen.
Fazit: Auch wenn es nicht mit Außergewöhnlichem daherkommt, viel Werbung beinhaltet und nicht die besonderen Plätze in den Vordergrund stellt, so habe ich das Magazin gerne durchgeblättert und habe mich über die Orte und Erlebnisse gefreut.
Einfach los
Das Reisemagazin des Burda Verlags will das Landgefühl von „Mein schönes Land“ und den Trend der Auszeit mit einem Reisemobil vereinen. Leser finden hier Geschichten über Van-Life ebenso wie über das Sein in der Natur.
Was klingt wie der Versuch einer eierlegenden Wollmilchsau, klappt ganz gut. Bereits die Bilder vermitteln wohliges Heimatgefühl, das Layout ist modern und bunt, die Geschichte sind abwechslungsreich. So gut es neben Interviews Erfahrungsberichte, kurze, den Social-Media-Kanälen angeglichene Erzählstücke, aber auch die allseitsgeliebten Bestenliste oder – was mir gut gefällt – Rezepte für die kleine Camping-Küche.
Fazit: „Einfach los“ will vom Glück erzählen, unterwegs zu sein – so sagt es der Untertitel. Meiner Meinung nach funktioniert das. Das dreimal im Jahr erscheinende Magazin will nicht außergewöhnlich oder anders sein. Es will den Leser mitnehmen in die Reisezeit auf vier Rädern und ihm gleichzeitig jeglichen Service bieten, den eine gute Publikumszeitschrift bieten kann. Ich mag’s.
Anderswo – Europa nachhaltig entdecken
Einmal im Jahr erscheint das Reisemagazin „Anderswo“ der fairkehr Agentur. Das Magazin will Nachhaltigkeit im Urlaub vermitteln und Reiseideen geben, die jenseits der Pauschal- und Flugreise liegen.
Ich habe mich gerade neulich gefragt, wie man eigentlich nach Mallorca kommt, wenn man nicht das Flugzeug besteigen will/kann. Die Antwort darauf finde ich in der 2020-Ausgabe des „Anderswo“-Magazins. Hier erzählen Journalisten Geschichten über Reisen jenseits der schnellen, wenig nachhaltigen Reiserouten. Mal geht es zu Fuß durch Schottland, mit dem Rad durch Dänemark (oh, Kindheitserinnerungen!) oder mit der Bahn ans Mittelmeer. Etwas gewöhnungsbedürftig finde ich die Einteilung in die vier Himmelsrichtungen und die darin untergebrachten Artikel. Schön finde ich, dass es für jede „Himmelsrichtung“ die Rubrik Reisen mit Kindern gibt. Interessant ist auch der „Neuanfang“ – das sind Geschichten über Menschen, die im Tourismus irgendwie neu angefangen haben. Natürlich gibt es auch Service-Inhalte wie Ausrüstung für den Urlaub und Wellness, Kochen und Lifestyle.
Das Layout gefällt mir auch. Trotz des Naturpapiers wirken die Farben freundlich, das Heft modern und aufgeräumt. Besonders schön finde ich, wie an vielen Stellen die Werbung harmonisch in das Gesamtlayout eingefügt wurde.
Fazit: Bis auf die etwa andere Art der Einteilung gefällt mir „Anderswo“ ganz gut. Es ist ein rundes Heft, das jedem umweltbewussten Leser eine Idee gibt, wie und wo er als nächstens verreisen könnte. Schön.
Wave & Woods
Ich muss zugeben, „Wave & Woods“ nimmt bei mir eine Sonderstellung ein. Allein schon, weil der Herausgeber bei mir um die Ecke wohnt und mir mein Exemplar an die Haustür geliefert hat. Das übergroße Magazin ist eher ein Kunstwerk als ein herkömmliches Magazin, ein grafisches und fotografisches Kunstwerk, das mit Text angereichert wurde.
Ähnlich wie das Fernweh-Heft will „Wave & Woods“ eine Alternative bieten zu herkömmlichen Magazinen. Es will Surfen, Reisen und (Surf-)Kultur in einem Heft vereinen.
Ästhetisch ein echter Hingucker. Meine Faible für Fotografie und außergewöhnliches Design befriedigt das großformatige Magazin mit dem dicken Papier auf jeden Fall. Auch diesen Magazin lebt von den Autorenerzählungen im Ich-Stil, von Interviews und Einblicken in das Leben von (Wasser- und Outdoor-)Menschen. Neu ist eine Kategorie, die den Namen Living Wild trägt, und die außergewöhnliche Wohnorte vorstellt. Nett umgesetzt – die Bilder sprechen für sich und der Bewohner erzählt in einem Interview etwas über sich und sein Haus. Auch eine klassische Road-Trip-Geschichte findet in dem Heft Platz. Wunderschön gestaltet in diesem Heft: Zwischen den einzelnen Artikeln finden sich seitenfüllende Aufnahmen des Fotografen Frank Grimm. Schöne Idee.
Fazit: Das perfekte Heft für den Tag am Strand, wenn die Wellen nicht groß genug sind oder kein Wind weht. Auch wer alle Geschichten gelesen hat, findet beim Durchblättern garantiert noch ein Foto, das er bis dahin überklettert hat.