Glück ist gerade aktuell ein Verkaufsschlager. Alle möglichen Reiseführer setzten auf den Glücksmoment oder den Glücksort, um den Lesern eine bestimmte Region näherzubringen (dazu gesellen sich noch Lieblingsplätze und Secret Sports). Natürlich gibt es auch für meine Region einen solchen Reiseführer.
Die Glücksorte-Reiseführer kommen anders daher als der allgemeine Reiseführer, der versucht, für eine bestimmte Region möglichst alle Attraktionen aufzulisten. Die Autoren suchen sich 80 Orte aus, die sie als besonders reizvoll, interessant, überraschend, entspannen oder auf eine andere Weise „glücksfördernd“ empfinden. Natürlich dürfen ein paar Orte, die man gesehen haben muss, auch nicht fehlen.
Die Idee ist, den Lesern die Region etwas ausführlicher zu beschreiben und sie Ecken entdecken zu lassen, die sie vielleicht vorher nicht kannten. Dafür nehmen sich die Autoren Zeit und beschreiben auf einer ganzen Seite, was sie an dem Ort besonders entdeckenswert finden. Eine Zusatzinformation gibt es ebenfalls – das kann sich auf die nähere Umgebung, um allgemeine Informationen oder um Tipps vor Ort handeln.
Irritierend finde ich, dass die Glücksorte nicht geordnet sind. Ein Plan auf der Vorderseite zeigt alle genannten Orte auf und es ist dem Leser überlassen, die in nicht chronologischer Reihenfolge im Buch zu entdecken. So wird das Buch an sich mehr zu einem Lesebuch über die Ostseeküste als zu einem Reiseführer.
In diesem Band „Glücksorte an der Ostsee – Zwischen Kiel, Fehmarn und Lübeck“ gefällt mir, dass der Autor (Jens Höhner) es schafft, Orte zu nennen, die tatsächlich relativ unbekannt sind – wie den Hexenstein am Gut Schmoel oder den Hessenstein oder die Wanderung mit einem Lama durch die Holsteinische Schweiz. Es ist für Jeden etwas dabei: für Kinder empfiehlt Höhner etwa die Biologische Station in Laboe, das Eiszeitmuseum oder „Field & Fun“ in Sierhagen; Kulturinteressierte können sich Appetit holen, das Immenhof-Museum in Bad Malente, den historischen Ort Probsteierhagen oder die Klosterbibliothek in Preetz zu besuchen; Tipps für Gaumenfreuden gibt es auch – zum Beispiel Lübecker Marzipan, Eis auf Fehmarn oder Craftbier in Neustadt.
Während die meisten Glücksorte den Ortsunkundigen tatsächlich Lust auf Urlaub an der Ostseeküste machen, habe ich bei einigen Tipps ein Identifikationsproblem. So soll die Fischerklause in Hohwacht ein Glücksort sein. Warum? Natürlich muss der Autor eine Auswahl treffen – und seine fiel in diesem Fall auf die Fischerklause. Aber warum schwärmt er von deftigen Gerichten anstatt von Fisch? Wäre das für die Ostsee nicht naheliegender? Ein ähnliches Problem habe ich mit der Seebrücke in Heiligenhafen. Die ist bestimmt nett, leider schafft es der Autor aber nicht, sie so zu beschreiben, dass ich hier mein Glück vermuten würde.
Ich weiß, dass es schwer ist, immer so zu schreiben, dass es allen Lesern gefällt. Auch hat ein Schreiber nicht immer einen guten Tag und schafft es nicht, sein Bestes abzuliefern. Doch gerade bei den Glücksorten hätte ich mir weniger Berichte mit vielen Zitaten gewünscht, sondern mehr Emotionen und das Einfangen von Stimmungen. So ist meiner Meinung nach der „Glücksorte an der Ostsee“-Reiseführer eine interessante Reiselektüre, aber um das Glück nachzuempfinden, reicht es an einigen Stellen leider nicht.