Der Motor des dicken Containerschiffs macht tuckernde Geräusche, die zu mir an den Strand wabern. Es ist so nah, dass ich es fast anfassen könnte. Na ja, das ist jetzt übertrieben, aber so nah wie hier kommt man den Fähren, Frachtschiffen und Segelbooten an keinem anderen Strand am Kieler Ostufer.
Zur Kieler Woche ist Möltenort ein sehr beliebter Spot, denn hier befindet sich der Ausgang der Kieler Innenförde und die Wasserstraße ist hier besonders eng. Zur Windjammerparade sammeln sich hier Schaulustige am Strand, unterhalb des Möltenorter U-Boot-Ehrenmals und auf sämtlichen Zuwegen.
Kurstrand und Liegewiese
Der Strand gehört zur Gemeinde Heikendorf, ist nur rund 200 Meter lang, aber hat sich in den vergangenen Jahren zu einem echten Hotspot gemausert. Schon zu meiner Kindheit war er hauptsächlich bevölkert von Strandkörben. Diese mieten sich die Einheimischen – wie meine Mutter und ich bereits „damals“ – oder stehen Tagesgästen gegen eine Gebühr, die auch die Kurtaxe enthält, zur Verfügung. Ja, der Strand kostet Geld. Nur das kleine Stück im hinteren – nach Osten weisenden – Bereich darf unentgeltlich belegt werden. In den vergangenen Jahren ist dieser allerdings immer kleiner geworden. Durch Stürme und hohes Wasser ist der Sand zwischen den Buhnen mittlerweile fast gänzlich verschwunden. Liegen kann man kostenfrei aber auch auf der Wiese jenseits der Promenade, die Teil der Förderwanderwegs ist.
Viel Spaß für Kinder
Die Promenade am Möltenorter Strand hat vor rund zwei Jahren ein Face-Lifting erhalten. Statt Holzbänken und Rosenrabatten säumen den Strand jetzt schicke, wellenförmig verlaufende Natursteinbänke, mit Holzelementen zum Sitzen. Wo vor ein paar Jahren noch Rutsche, Schaukel und Klettergerüst aus Metall am Strand standen, wird jetzt ein Abenteuerspielplatz aus Holz von den Kindern belagert. Echt schick, dieses Piratenschiff.
Ich setzte mich auf die Bank und schaue den Kindern beim Toben zu. Während das Mädchen mit der schwarzen Jacke sich an der Stange entlanghangelt, versucht sich ein kleiner Junge am Balancier-Parcours. Zwei kleine Jungs spielen Fangen. Ihre nackten Füße wirbeln Sand auf. Auf der Rutsche gibt es Stau. Ein Mädchen mit langen Pferdeschwanz geht einfach vom Strand her die Rutsche rauf und löst gespielte Empörung bei den anderen Kindern aus.
In meiner Hand halte ich leckeres Eis. Das habe ich mir gerade bei Zantopps Sommerhaus gekauft. Hier sitzt es sich übrigens auch wunderschön – zum Kaffee oder abends mit einem Sundowner in der Hand. Schaut man zwischen den Strandkörben hindurch, sieht man die Schiffe vorbeituckern.
Beachbars und Kunstkiosk
Zantopps Sommerhaus ist eine von zwei Strandkiosken am Kurstrand, die zur Beachbar umgebaut wurden. Am StrandImbiss des dahinter liegenden Hotel-Restaurants Seeblick gibt es Pommes und das obligatorische Fischbrötchen. In meiner Kindheit gab es hier Strandspielzeug und Eis am Stiel. Beides suche ich jetzt allerdings vergeblich. Denn auch in dem ehemaligen Strandkiosk Nummer drei warten keine Gummiringe, Strandmatten oder Sunkist-Tüten mehr auf Käufer. Stattdessen stehen hier Öl- und Aquarellgemälde, Ton-Fische und Treibholzkunst. Der Kunst-Kiosk ist wohl einmalig an der Ostseeküste. Hier stellen Künstler ihre Werke aus, die man auch kaufen kann. Ich verliebe mich gleich in die netten Gartenfische.
Am Ende des Kurstrandes, der durch einen weißen Zaun gekennzeichnet ist, befindet sich ebenfalls ein kleiner Spielplatz mit Wippe und Schaukel. Auch eine öffentliche Toilette gibt es hier.
Meerglas und Fischer-Plastik am Schröderstrand
Nahe des Möltenorter Hafens, wo der Förderdampfer anlegt, die Fischerboote liegen und Fischbrötchen zu erstehen sind, befindet sich mein Lieblingsstrand. Er ist kleiner als der Kurstand und wird nicht gereinigt. Aber genau das macht den Reiz aus. Denn hier finde ich immer besonders viel Meerglas. Familien, die keinen Strandkorb oder bewachten Badestrand benötigen, schlagen hier häufig ihre Strandmuscheln und Picknickdecken auf. Denn baden und Sandburgen bauen kann man hier natürlich ebenso gut wie am Kurstrand.
In einem der drei Strandkörbe, die die Gemeinde hat aufstellen lassen und die kostenfrei genutzt werden dürfen, sitze ich gerne und schaue dem Verkehr auf der Förde zu. Gegenüber liegt nämlich der Nord-Ostsee-Kanal, der von ebenjenen Containerschiffen angefahren wird, deren Motorengeräusch die ständige, unterschwellige Symphonie am Kurstrand bildet. Falls du die Strandkörbe suchst: Sie stehen auf dem Grünstreifen oberhalb des Strandes.
Am Anfang der Promenade wartet dann noch mal Kunst auf den Betrachter. Eine Nachbildung der Bronzeplastik „Der Fischer – Gerettet“ von Adolf Brütt (1855-1939) Die nachgebildete Szene beruht auf einem Unfall an der Kieler Förde, den der Künstler bei seinem Urlaub Ende des 19. Jahrhunderts beobachtet hat. Dabei trug ein älterer Fischer eine leicht bekleidete Frau aus dem Wasser.