Newport im US-Bundesstaat Rhode Island ist eine der bekanntesten Städte an der Ostküste Nordamerikas. Vor allem Segler kennen ihn, da viele bekannte Rennen und Wettkämpfe hier ausgetragen werden oder von hier starten. Beliebt bei Besuchern sind auch die zumeist wahnsinnig opurlenten Sommeresidenzen, die vermögende New Yorker Geschäftsleute hier – 3,5 Stunden von der Metropole entfernt – bauen lassen haben. Aber es gibt noch zahlreiche versteckte und weniger bekannte Orte, die du kennen solltest.
Das solltest du gesehen haben:
1. Die „Sommerhäuser“ der Superreichen und den Cliff Walk
2. Ocean Drive mit dem Brenton State Park
3. Thames Street mit einem Abstecher zur IYRS School of Technology and Trades
4. Historische Gebäude und die Newport Mill
5. Leuchtturminsel Rose Island
1 Die Mansions waren als Sommerhäuschen – tatsächlich: „cottages“ – gedacht. Superreiche Geschäftsleute wie die Vanderbuilts haben in der Zeit von 1850 bis ungefähr 1900 das damals noch leicht verschlafene Newport als Ort der Sommerfrische auserwählt. Sie ließen Residenzen bauen, die an französische Schlösser erinnern. Das bekannteste ist wahrscheinlich „The Breakers“ mit seinen 70 Räumen im Stil der Renaissance und dem unverbauten Blick direkt auf die Wellen des Atlantiks, die dem Haus seinen Namen geben. Mein Favorite ist das etwas lieblichere Rosecliff, fertig gebaut 1902 im Auftrag der Erbin eines Silberminenbetreibers aus Nevada, Theresa Fair Oelrichs. Nicht weniger beeindruckend: Marble House. Ein Geburtstagsgeschenk von William K. Vanderbilt an seine Frau – inklusive chinesischem Teehaus im Garten. Relativ neu im Reigen der orpulenten Sommerhäuser ist Rough Point, das gleichzeitig das größte der Residenzen ist. Rough Point liegt besonders malerisch am Ende der Bellevue Avenue.
Neben den großen, orpulenten Häusern warten noch ein paar kleinere Residenzen wie The Elms – eines der modernsten Häuser seiner Zeit – sowie Ochre Court am Cliff Walk und Chateau-Sur-Mer mit seinem wunderschönen Gartenanlagen. Noch weniger besucht, aber nicht weniger besuchenswert sind das Haus von Isaac Bell, das schon von außen wegen seiner traditionellen Holzverkleidung eine Augenweide ist. Ebenfalls zum Reigen der Mansions sind das im Kolonialstil erbaute Hunter House, das bereits 1860 in Auftrag gegebene Chepstow und das charmate, neugotische Kingscote.
Tipp: Auf der Wasserseite von The Breakers verläuft der Cliff Walk, ein 3,5 Meilen langer öffentlicher Wanderweg, der an die Küste grenzt. Hier kannst du wunderschön entlang der Küste spazieren und Newport von einer anderen Seite kennenlernen.
2 Wenn du dich ohnehin schon bei den Sommerresidenzen befindest, kannst du gleich einen Abstecher zum Ocean Drive machen. Der Ocean Drive wurde 1976 zum National Historic Landmark District ernannt und umfasst die Ocean Avenue, das historische Fort Adams sowie den Brenton Point State Park – einen meiner Lieblingsorte in dieser Gegend. Die Fahrt entlang des Ocean Drives besticht vor allen durch den unverbauten Ausblick aufs Meer, denn die Straße führt zum großen Teil direkt an der Küste entlang. Ein Stopp lohnt sich auf jeden Fall auf dem Parkplatz des Brenton Point State Park. Im Park kannst du herumlaufen, vielleicht einen Drachen steigen lassen und wasserseitig auf den Plateaus aus raundgeschliffenen Schiefersteinen herumklettern.
3 Wer shoppen will, ist auf der Thames Street gut aufgehoben. In dieser Straße finden sich nicht nur zahlreiche Geschäfte in historischen Holzhäusern, sie ist auch eine der ältesten durchgehend genutzten Straßen in Rhode Island und verläuft parallel zur Uferpromenade. Sie geht ab von der America’s Cup Ave, an der sich ebenfalls eine Vielzahl von ehemaligen und noch kommerzielle betreibenen Kaianlagen (wharfs) befinden, auf denen ebenfalls Restaurants und Geschäfte stehen.
Einer meiner Lieblingsstopps auf der Thames Street ist die IYRS School of Technology and Trades, eine Werft, in der Holzboote gebaut, repariert und restauriert werden. Gegründet wurde die Schule 1998 und hat sich zu einer weltbekannten Institution für das Restaurieren von Schiffen gemausert. Unter anderem wird hier die Coronet, eine 1885 gebaute und schon fast verschrottete Yacht, restauriert. Die Coronet ist ein 131-Fuß-Schoner mit Holzrumpf, die 1885 für den Ölmagnaten Rufus T. Bush gebaut wurde. Sie ist eines der ältesten und größten Schiffe dieser Art und eine der letzten großen Segelyachten des 19. Jahrhunderts. Trau dich ruhig, die Treppe zur Besucherplattform der IYRS hinaufzusteigen und der Belegschaft bei der Arbeit zuzuschauen. Anschließend kannst du weiter gehen, über den Hof und dir die Arbeiten an der Coronet – samt Erklärungen – ansehen.
Besuch in der IYRS Restauration der Coronet Die Coronet als Original und Ölgemälde. Restauration der Coronet – ein Mammutprojekt. (Fotos: A. Wimber)
4 Richtig alte Häuser findest du auf der parallel zur Thames Street verlaufenden Spring Street. Die meisten davon sind in privater Hand – schön anzusehen sind sie trotzdem. Auch in der Mary Street und den zahlreichen Seitenstraßen wie der School Street finden sich historische Gebäude. Newport in nämlich die Stadt in Amerika mit den meisten im 18. Jahrhundert gebauten Häusern. Wunderschön!
Das Buffum-Redwood House, in der Spring Street wurde um 1700 errichtet.
Ein noch älteres Bauwerk findest du im Touro Park in Newport – die Newport Mill. Dachte man ursprünglich, es handele sich hierbei um die Überreste einer alten Windmühle aus der Mitte des 17. Jahrhunderts, so haben Wissenschaftler kürzlich festgestellt, dass es sich hierbei höchstwahrscheinlich um ein Bauwerk aus der Zeit vor der Entdeckung des Kontinents durch Christoph Columbus handelt. Wer es wann genau erbaut hat und welchem Zweck der Turm diente, ist bis heute nicht ganz geklärt. Die Statue zeigt übrigens William Ellery Channing, ein 1780 in Newport geborener Geistlicher und Schriftsteller. Er wurde bekannt als der „Apostel des Unitarismus“. Channing war für seine leidenschaftlichen Predigten und öffentlichen Reden – vor allem gegen die Sklaverei – bekannt.
5 Wenn du Meer willst, lohnt sich auf jeden Fall eine Fahrt durch die Bucht von Newport. Sehenswert ist vor allem die Leuchtturminsel Rose Island. In ihren Stränden sowie auf den Felsen in der Bucht liegen oft Seehunde. Ausflugsschiffe starten an der Bowen’s Ferry Landing. Stell aber sicher, dass an deinem Ausflugstag auch ausreichend Ebbe ist – sonst liegen keine Seehunde in der Bucht herum.