Über das ausgelassene Lachen der Kinder, das fordernde Bellen der Hunde und das Rufen der Eltern legt sich ein stetiges Rauschen. Es schwillt nicht an und ab, dringt nicht mal lauter mal leiser ans Ohr. Es ist allgegenwärtig und bildet einen Grundton, dem sich alle anderen Laute unterordnen. Die Wellen branden an den dunkel-beige farbenen Strand, schäumen und spritzen, bilden durchsichtige Wasserzungen, die gut zwanzig Surfbrettlängen über den feinen Sand schlecken und versuchen, die Füße der Kinder zu fangen. Die Surfer in ihren schwarzen Neoprenanzügen und den Brettern unterm Arm marschieren durch die verspielten Wellen Richtung Meer. Weiter draußen, wo die Wassermassen in gleichmäßigen Abständen sich vorschiebenden grüne Hügel bilden, warten Gleichgesinnte auf die perfekte Welle, den perfekten Ritt, einen Moment der völligen Glückseligkeit.
Über das Geschehen am Fistral Beach in Newquay wachen die Rettungsschwimmer, der RNLI, der Royal National Lifeboat Institution. Es ist Nebensaison, deswegen steht nur ein Truck am Strand. Auf der heruntergeklappten Heckklappe steht ein Rettungsschwimmer barfuß und dick eingemummelt in roter Hose und rotem Parka. Seine neon-gelbe Kapuze leuchtet weithin über den breiten Strand zwischen den Klippen. Nicht nur der Rettungsschwimmer blick fast gelangweilt auf die Surfer. Rechts blickt das imposante Headland Hotel mit dominant und leicht verächtlich von seiner Klippe herunter. Auf der linken Seite haben Einfamilienhäuser und kleinere, weiß getünchte Bettenburgen den besten Blick der Welt auf das Hotel, den Strand, die Bucht und das bunte Treiben.
Auf dem Parkplatz vor dem Gebäude der RNLI sind noch ein paar Plätze frei. Ein paar Fahrer sind ausgestiegen und blicken auf die Wellen. Lohnt es sich, die Bretter aus dem Wagen zu holen? Eine Familie mit kleinen Kindern und schwarzem Hund macht sich auf den Weg zum Strand hinunter. Die Kinder rennen vor, der Hund wird von seiner Leine gestoppt; er bellt fordernd hinter den Kindern her. Eine Frau mit Pferdeschwanz steht am Parkautomaten und gibt das Kennzeichen ihres Autos ein, während sich die jugendlichen Kinder schon mal in Richtung Klamottenläden bewegen, die in dem hölzernen Strandpavillon ebenso ein Zuhause gefunden haben wie die Surfschule.
Um das graue, von Wind und Salzwasser bearbeitete Gebäude führt eine große Terrasse herum. Hier stehen Tische und Bänke, an denen Familien und Paare Pommes, Cornish Pasty und Getränke verspeisen. Dabei starren ihnen gierige, gelehrige Stare auf die Teller – immer auf dem Sprung, etwas von den Leckereien zu stibitzen. Die Gäste sollten sie besser im Blick behalten, anstatt auf den Strand zu schauen, auf die Surfer in den gleichmäßig heranwollenden Wellen und auf die sich jagenden Kinder, die voller Begeisterung durch die Pfützen rennen, die das abfließende Meerwasser hinterlassen hat.
(Fotos: A. Wimber)