Neulich war ich mit einem Freund auf Fehmarn zum Meerglas-Sammeln unterwegs. Die Ausbeute war ganz ordentlich, aber nichts im Vergleich zu den Menge an Hühnergöttern, die er gefunden hat. Ich sammele auch gerne: Mir unbekannte Muschen kommen in den Setzkasten in meinem Couchtisch; Sand wird in kleine Flaschen abgefüllt, mit einem Label versehen und auf ein Bord gestellt; Treibholz rudelt mittlerweile in mehreren Kästen in der Bastelecke. Bei unserer Strandwanderung auf Fehmarn kam die Frage auf: Darf ich Steine, Sand und Muscheln eigentlich mitnehmen?
An deutschen Stränden ist es – bis dato – kein Problem. Zwar steht in Paragraph 78 des Landeswasserschutzgesetzes, dass weder Steine, noch Kies und Sand von Küstenschutzanlagen, aus Dünen, von Strandwällen, vom Meeresstrand oder vom Meeresboden entfernt werden dürfen. Bei kleinen Mengen drücken die Küstenschützer allerdings die Augen zu. Wer allerdings glaubt, Geld sparen zu können und seinen Sandkasten mit Strandsand füllen zu können, macht sich strafbar. (Anders übrigens als Seegras – das darf schubkarrenweise abtransportiert werden.)
Der Grund: Sand und Steine schützen die Küsten und das Hinterland. Denn ohne die schützenden Küstensteifen hätte das wilde Meer unmittelbaren Zugriff auf die Wohngebiete der Menschen. Übrigens: Rund die Hälfte der Menschheit lebt an Küsten und in Küstennähe. Deswegen bitten Geologen auch darum, nur soviel Steine zu sammeln, wie man wirklich haben möchte – und diese dann nicht zuhause in die Mülltonne schmeißt.
Das ist nicht in allen Ländern so wie bei uns.
Warum darf Sand nicht aus- beziehungsweise eingeführt werden? Einige Länder haben Angst, dass der Sand von Schädlingen befallen sein könnte. Ähnlich wie bei Lebensmitteln, soll mit dem Einfuhrverbot das Ausbreiten fremder Schädlinge verhindert werden.
Global betrachtet gilt Sand übrigens als verschwindende Ressource. Sie wird nicht nur bei der Glas-, sondern auch Betonproduktion benötigt. Stahlbeton besteht zu einem Drittel aus Zement und zu zwei Dritteln aus Sand. Und aus Beton sind bekanntlich alle möglichen Bauwerke – von Hauswänden über Brückenteile bis zu Gehwegplatten. Aber auch in Glas, Solarzellen, Wasserfiltern, Zahnpasta, Mikrochips und Handys enthalten Sand beziehungsweise Quarzsand.
Doch nicht nur der Abbau macht den Sandressourcen zu schaffen. Viele Sandkörner schaffen nicht einmal den Weg ins Meer, weil sie an Staudämmen, Staustufen, Mauern oder anderen Begrenzungen festhängen. Studien zufolge findet nur noch jedes zweites Sandkorn den Weg in die Ozeane.
Den Sand abzusaugen und wieder an die Strände aufschütten zu lassen, kostet übrigens nicht nur auf Sylt mehrere tausend Euro. Und das ist Sisyphos-Arbeit: Die Körner werden spätestens beim nächsten Sturm wieder ins tiefe Meer gespült.
Für Muscheln gelten noch andere Regeln. Sie fallen unter das Artenschutzabkommen und nicht alle dürfen ohne artenschutzrechtliche Dokumente eingeführt werden.