In meiner Kinderheit habe ich jedes Wochenende auf dem Sattel gesessen. Mein Vater ist leidenschaftlich Rad gefahren und ich musste mit. Über Spurplattenwege an knallig gelben Rapsfeldern, sommerwarmen und duftenden Weizenfelder oder abgeernteten Gersteäckern vorbei ging es Richtung Meer oder zum See. Ich kenne Ecken der Probstei, die ich sonst wahrscheinlich nie kennengelernt hätte.
Noch heute fahre ich wenn möglich mit dem Rad. Vor allem drei Strecken haben es mir besonders angetan. Hier meine TOP 3:
1. Von Stein nach Laboe
Stein ist der einzige Fleck der Probstei, an dem es eine Steilküste gibt. Deswegen besticht der Weg von Stein nach Laboe vor allem durch seine tolle Aussicht. Erst schweift der Blick rechter Hand über die Ostsee und zu den Fähren. Auf den Feldern wogt im Frühsommer der Weizen im Wind und sieht so aus, als wolle er den Wellen des Meeres zeigen, dass er es genauso gut kann. Im Frühjahr wächst hier in manchen Jahren auch Raps und bildet einen tollen Kontrast zwischen gelben Blüten, hellgrünen Sträuchern, blauem Himmel und weißen Wölkchen. Bei gutem Wind kreisen die Drachen der Kitesurfer wie große, bunte körperlose Vögel über den Klippen und führen ihren eigenen Balzflug auf. Und ganz hinten ist wage der weiß-rote Kieler Leuchtturm zu erkennen. Containerschiffe, Wellen und die Weite des Meeres machen das Bild perfekt.
Der Weg führt vorbei an mit zum großen Teil Weißdornhecken gesäumten Campingplätzen Richtung Laboe. Bald ist das Ehrenmal zu sehen und die Salzwiesen der Hagener Au, auf denen manchmal Pferde weiden. Dann geht es bergab, am El Meson Playa vorbei und in den Naturerlebnisraum in Laboe. Hier lohnt sich der Halt, um in der wilden Dünenlandschaft etwas auf Scahtzsuche zu gehen oder einen Bade-Stopp zu machen.
2. Von Barsbek nach Wendtorf
„Jooo, dat geit!“, ruft mir ein älterer Herr mit kariertem Hemd, beigefarbener Hose und weißem Helm entgegen, als wir uns kurz vor dem Umspannwerk in Wendtorf auf dem engen Pfad begegnen. Erst besteht der Weg von Barsbek nach Wendtorf noch aus Spurplatten, wird dann zu einer Schotterstrecke und schließlich führt nur noch ein Zementspfad weiter Richtung Ostsee. Wenn im Sommer die Büsche des Knicks an der rechten Seite noch nicht geschnitten wurden und der Weg schließlich einen kleinen Bogen macht, ist der Gegenverkehr oft schwer zu sehen. Manchmal muss man anhalten, um ihn durchzulassen. Die schönste Stelle ist jedoch der Tunnel aus Weißdornhecken und Buchen kurz vor der Brücke. Sie ist nicht nur besonders idyllisch, danach geht es erst mit Schussfahrt den Hügel rauf und dann mit Schwung wieder hoch. Hier an der Bücke gibt es übrigens auch einen kleinen Rastplatz – für alle, die erst Kräfte sammeln müssen, bis es weiter Richtung Wendtorf geht.
3. Deich, Deich, Deich
Wo gibt es schon so einen tollen langen Deich? Rund acht Kilometer erstreckt sich der befestigte Deich von Bottsnad/Wendtorf bis nach Stabekndorfer Strand. Inlinern ist hier auch eine Option, obwohl der Belag eigentlich nur im Bereich ab Schönberger Strand gut genug dafür ist. Schön einsam wird es ab den Fischerbuden am Schönberger Strand – auch Dünen und Wasser sind hier weniger bevölkert. Dafür bieten sich auf dem Rest der Strecke viele Haltepunkte für den großen Durst oder den kleinen Hunger – etwa in Heidkate, Brasilien und Kalifornien. Ansonsten darf der Wind schieben und der Blick bis auf den Horizont mit den weißen Tupfen der Segelboote und den weit erfernten Fähren gleiten. Nur auf andere Radfahrer und Fußgänger sollte ebenfall geachtet werden!
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