Amrum: Abenteuer-Spielplatz in der Nordsee

Zwischen Dünenbergen und -tälern Verstecken spielen, Seeigel im Watt finden und in den Wäldern Schätze suchen – Amrum ist ein riesiger Abenteuerspielplatz für Kinder. Die Nordseeinsel ist ideal für einen Mini-Outdoor-Urlaub. Und Erwachsenen wird auch nicht langweilig. Versprochen!

An unserem ersten Urlaubstag dominiert grau die Insel. Nieselregen und Nebel hängen über der Insel. Aber kein Problem: Kragen hochklappen, Gummistiefel anziehen, Regenhose zu den Trinkflaschen und Snacks in den Rucksack und los geht’s. Der erste Punkt auf unserer Tagesroute: der Kniepsand.  Diese extrem langsam wandernde Sandbank im Westen der Insel und nimmt eine Fläche von rund 10 Quadratkilometern ein. Überspült wird sie auch bei Flut nicht, aber bei Ebbe dauert es noch länger als gewöhnlich, um ans Wasser zu kommen. So wie heute… Macht aber nichts. Die Kinder finden die ungewöhnliche Landschaft mit Dünengras bewachsenen Sandhäufchen einfach spannend. Auch ein Abstecher zum Spielplatz „Piratenschiff“ – einem kombinierten Spiel-, und Kletter- Abenteuerholzgerüst – ist natürlich ein Muss. Auf dem Weg zur Nordsee – sie ist nicht zu sehen, aber in der Ferne hört der Strand plötzlich auf – wird fleißig Müll gesammelt und das kreative Müll-Männchen bewundert. Auch ein paar Austerschalen müssen mit – die kommen aber in die Tasche und nicht in den Mülleimer.

Nach einem Abstecher zur Wasserkante geht es weiter Richtung Leuchtturm. Den können wir leider nur ausmachen, indem wir auf die digitale Karte schauen – es ist immer noch sehr neblig. Schade – da wird der Blick vom Balkon wohl nicht so schön werden. Trotzdem zahlen wir den Eintritt (3,50 Euro für Erwachsene mit Gästekarte, 1,50 Euro für Kinder (4-14 Jahre)). Der Amrumer Leuchtturm (gebaut 1874) ist mit seiner Bauwerkshöhe von 41,8 Metern der höchste Leuchtturm der Westküste. Also fleißig Stufen zählen beim Aufstieg: Die Kinder zählen richtig. Es sind 172 (im Turm). Das letzte Stück zum Balkon ist recht eng; die Rucksäcke müssen auf der darunterliegenden Plattform warten. Diese dient uns danach auch als Picknick-Platz. Dabei lesen wir uns die zahlreichen Graffitis und Einritzungen durch –Zeitzeuge auf Holz und Stein.

Und weiter geht’s. Wir wandern Richtung Nebel. Heute Nachmittag sind wir an der Odde (Öomrang: „Spitze“) zur naturkundlichen Wattwanderung angemeldet. Unterwegs machen wir Abstecher ins Unterholz, um Schätze zu bergen. Denn andere Abenteurer haben hier Geocaches versteckt – das sind meistens Kisten, die per GPS oder mit einer Handy-App gesucht werden. In drei Logbücher tragen wir uns ein, bevor wir in Nebel die schmucken Häuschen bewundern und das obligatorische Fischbrötchen essen. Einfach lecker!

Für den Rest des Weges – von Nebel zur Amrumer Odde – gönnen wir uns ein Taxi. So kommen wir gestärkt und pünktlich an. Bei dem wenig freundlichen Wetter haben sind nur drei weitere Personen zur naturkundlichen Wanderung eingefunden. Diese ist übrigens kostenlos – am Ende spenden wir der Schutzstation Wattenmeer natürlich gerne eine kleine Summe. Da an diesem Samstag leider keine ausgedehnte Wattwanderung nach Föhr auf dem Veranstaltungskalender steht, ist diese Wanderung für uns eigentlich nur die zweite Wahl. Nach zwei Stunden Matsch unter den Füßen und tollen Geschichten zu Pflanzen und Tieren im Watt sind wir uns aber einig: das war richtig toll!

Wusstet ihr zum Beispiel, dass die Strandschnecken aus ihren Häusern kommen, wenn du sie nur lange genug in der Handfläche schaukelst? Sie denken dann nämlich, dass das Wasser zurückgekommen ist und öffnen ihre Türchen. Die kleinste Schnecke im Wattenmeer kann surfen, erfahren wir. Die Wattschnecke ist winzig und kommt deswegen kriechend nicht wirklich vorwärts. Deswegen nutz sie ihre Leichtigkeit sowie die Oberflächenspannung des Wassers und lässt sich von den Wellen tragen.

Wattschnecken sind die kleinsten Schnecken in der Nordsee

Wir stapfen schmatzend zu einem Siel, um vielleicht Fische oder Seesterne zu finden. Stattdessen finden wir einen Seeigel – oder zumindest das, was von dem Stachelhäuter übrig blieb. Auch die obligatorischen Auster- und Schwertmuschelschalen finden wir. Und lernen: Die pazifische Auster hat die heimische, europäische Auster fast verdrängt. Das ist ein Problem für den Austernfischer, der sich ja eigentlich auf das Öffnen der Auster spezialisiert hat. Da der Einwanderer aus dem Pazifik aber zu hart ist für den Vogel, nimmt er jetzt die Schwertmuschel.

Natürlich lernen wir auch etwas über Ebbe und Flut, die Gezeiten, den Einfluss des Mondes und dass man sich im Watt schnell verlaufen kann. Dazu marschieren wir mit geschlossenen Augen geradeaus (als wären wir ohne Sicht im Watt unterwegs). Die wenigsten laufen geradeaus, die meisten schlagen einen Bogen. Puh, lieber nicht alleine ins Watt gehen…

Auf dem Weg zeigt uns unserer Führer noch die Wohnröhre des Bäumchenröhrenwurms und wir buddeln Wattwürmer aus. Ersteren habe ich noch nie gesehen. Na ja, die winzigen Sandröhrchen sind ja auch leicht zu übersehen, wenn man nicht weiß, wonach man gucken soll.

Nach dem Füße-waschen warten wir auf das Taxi, das uns zur Jugendherberge zurückbringen soll. Als wir ins Auto steigen, fängt es an zu regnen. Aber das ist uns jetzt egal.

Am Sonntag zeigt sich die überraschende Schnelligkeit des Inselwetters: Es herrscht strahlender Sonnenschein. Für heute steht eine Dünenwanderung auf dem Programm. Auf herrlich rustikalen Bohlenwegen geht es durch die Landschaft – vorbei an kleinen Binnenseen und idyllischen Ruhebänken. An diesem Sonntag, der seinen Namen alle Ehre macht, müssen wir uns die Wege mit vielen anderen Spaziergängern teilen. Etwas entspannter wird die Situation als wir an den Kniepsand zurückkehren. Jetzt sieht man auch die ganzen Ausmaße des Strandes – und gaaaanz da hinten winzig kleine Menschen, die am Wasser entlanggehen. Toll! Für die Kinder wird der Kniepsand zum Abenteuerspielplatz. Erst spielen sie rund eine Stunde verstecken, robben sich durch den Sand, rollen Dünenberge hinunter und sprinten durch den weißen Sand, um sich frei zu schlagen. Als es langweilig wird, springen sie ohne müde zu werden von den höchsten Dünen – mit und ohne Überschlag, alleine und gemeinsam.

Dann drängen die Erwachsenen zum Aufbruch. Bald bringt uns die Fähre wieder zum Festland und in Wittdün locken noch Läden, Eisdielen und Restaurants. Nach einer kleinen Mahlzeit und einem großen Eis holen wir unser Gepäck und verabschieden uns von der Insel. Das war toll! Kleine Insel – große Freiheit, der Slogan der Insel, passt. Wir kommen wieder.

 

 

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